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© Christina Baumann-Canaval

Theater

Caligula

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Die Sehnsucht nach dem Amoralischen treibt diesen tyrannischen Herrscher an – und der Wunsch, einmal den Mond zu besitzen.

Caligula ist die Tragödie maßlosen Machtwillens. Der vom Drang nach dem Absoluten besessene Caligula glaubt, die Treue zu sich durch die Untreue gegen die anderen gewinnen zu können. Caligula ist kein brutaler Despot, sondern ein raffinierter, intellektueller Verbrecher, der seine Untertanen immer weiter treibt, wie in einem Experiment, um zu prüfen, was sie alles erdulden. Als er endlich unter den Dolchen der Verschwörer zusammenbricht, sind seine letzten Worte: „Ich lebe. Ich lebe.“ – Eine indirekte Aufforderung, dass die Verpflichtung zum Widerstand nie erlischt.

Eitel, maßlos und unberechenbar: Schon die zeitgenössischen antiken Quellen über den römischen Kaiser Gaius Caesar Augustus Germanicus, genannt Caligula („Stiefelchen“), lesen sich wie Ausschnitte aus der Regenbogenpresse – oder aus einem Lehrbuch der Psychiatrie. Er hat Götterbilder durch das eigene Porträt ersetzt, er hat mit seiner Schwester geschlafen und er will sein Lieblingspferd zum Konsul ernennen.

„Theater war für Camus“, so der Autor und Philosoph Michel Onfray, „ein Ort existentieller Wahrheit; politische Metapher, ethische Bühne, existentielle Tröstung und Gelegenheit zur Volksbildung.“ So gibt Camus dem undurchschaubaren Kaiser eine gewisse tragische Größe. Der Schock über den Tod seiner Schwestergeliebten hat ihn aus allen Sinnzusammenhängen des Lebens gerissen: „Von heute an kennt meine Freiheit keine Grenzen mehr.“

Albert Camus (1913–1960) schrieb sein Drama „Caligula“ in den 1940er Jahren unter dem Eindruck des Zweiten Weltkriegs, der ihm als „Höhepunkt alles Absurden“ erschien. Die Figur des legendär amoralischen Kaisers Caligula diente ihm als Bild für die totalitären Systeme seiner Gegenwart – sowohl der faschistischen Diktaturen als auch des stalinistischen Kommunismus.

Ben Becker gehört zu den Schauspielern, die in der Kunst den Mut haben, alle Grenzen zu überschreiten, wie seine Fernseh-, Film- und Bühnenkarriere eindrucksvoll beweist. Und so ist er für John von Düffel und Marike Moiteaux die ideale Besetzung für dieses besondere Projekt, für das sie sich mit Ausstatterin Eva Musil in Salzburg zusammengefunden haben.