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© Hans Jörg Michel

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Der Weibsteufel

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Karl Schönherrs 1915 am Burgtheater uraufgeführtes Drama "Der Weibsteufel" ist ein rabiates Stück Volkstheater, eine Strindbergiade um eine Frau und zwei Männer und eine erotische Gaunerkomödie aus den Tiroler Bergen.

Ein Mann, der von der Hehlerei geschmuggelter Waren lebt, erfährt, dass ihm der örtliche Polizeikommandant nach vielen vergeblichen Versuchen endlich das Handwerk legen will, indem er einen jungen Grenzjäger auf seine attraktive Frau "ansetzt". Der Grenzjäger verspricht sich eine schnelle Beförderung, wenn er die Frau (zur Preisgabe von Informationen) verführt. Der Mann hingegen treibt seine Frau dazu, zum Schein auf die Avancen des Jägers einzugehen, um so Zeit für seine kriminellen Transaktionen zu gewinnen.

So soll die Erotik der Frau den materiellen Interessen beider konkurrierender Männer dienen. Die Frau sprent die Ökonomie, die sich um ihren Körper herum aufbaut, indem sie echte Gefühle in Umlauf brint. Aus der von beiden Seiten taktischen Annäherung mit dem Jäger wird wirkliche sexuelle Attraktion und aus der scheinbaren erotischen Freigiebigkeit des Ehemannes im Gegenzug brennende Eifersucht. Am Ende ist der Jäger zum Mörder des Ehemannes geworden und muss außer Landes fliehen, die Witwe aber erbt "das große Haus am Markt", in dem sie nun Männer empfangen wird, die sie sich selber ausgesucht hat.

Dass die Rechnungen der Männer in diesem unmoralischen Spiel nicht aufgehen, liegt einerseits daran, dass sich die Dynamik des Begehrens nicht unter Kontrolle halten lässt, zum anderen aber wird die Frau in der Erfahrung der persönlichen Entwertung plötzlich ihres eigentlichen Werts gewahr. Von den konkurrierenden Männern zur Ware degradiert, erkennt sie in ihrem Warenwert ein Kampfmittel. Sie lernt, den ihr zugemessenen Wert zu steigern, einzusetzen, in Tausch zu bringen und die Herren der Ökonomie am Ende mit ihren eigenen Mitteln zu schlagen.