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In seiner 7. Einzelausstellung in der Galerie Krinzinger folgt Jonathan Meese den Zügen von Lolita und Dr. Mabuse, zwei fiktiven Figuren, die für die Etablierung eigener Machtsysteme stehen. In seiner neuesten Serie von Gemälden, Zeichnungen und Skulpturen geht der Künstler diesen Figuren auf den Grund.

Während Lolita schon lange in Meeses Werken präsent ist, ist die Figur des Dr. Mabuse aus dem berühmten Stummfilmklassiker der 1920er Jahre von Fritz Lang neu in der Bildwelt des Künstlers. Mabuse ist ein Psychoanalytiker und Verbrecher, der sich mit seiner Fähigkeit zur Verwandlung, Hypnose und Manipulation den Weg zur Macht bahnt. In seiner Genialität und seinem Wahnsinn fügt er sich nahtlos in die Galerie der Schurken ein, die Meese schon immer fasziniert haben. Viele seiner Filmhelden, wie die Bösewichte in James Bond wie Dr. No, Goldfinger, Scaramanga, Ernst Blofeld, Mr. Big, Zorin stehen in der Nachfolge von Dr. Mabuse und bilden ein Netzwerk von Antihelden, das Meese für die Ausstellung in einem Triptychon verarbeitet hat. Für Meese ist Dr. Mabuse der "Dr. Hypnotoz", der Magier, der wie Merlin oder Klingsor die Realität "herbeizaubert". In den abstrakten Porträts der Filmikone zeigen dicke Farbschichten die vielen Masken der Figur und werfen auch hier die Frage nach dem Gesicht des Bösen auf und wie man es eigentlich erkennen kann. Eine eindeutige oder psychologische Lesart ist weder das Ziel noch das Interesse. Die Frage ist vielmehr, was kann die Malerei dem Bild des Films entgegensetzen, wo hat sie bessere Mittel, eine Geschichte zu erzählen? Oder wie verändert sich die Geschichte in der Malerei?

Führung und Verführung sind die beiden großen Themen von Langs Mabuse-Filmen, die nicht nur Bilder ihrer Zeit darstellen, sondern auch in ihrer visionären Kraft in unsere Zeit hineinstrahlen. In diesen Themen berühren sich Mabuse und Lolita und werden zu "Mabusenlolita". In seiner wilden Inszenierung für das Volkstheater Wien "KAMPF-L.O.L.I.T.A. oder L.O.L.I.T.A. D.Z.I.O. stellt Meese einen starken Krieger der Kunst vor. Er steht in seinem Werk für den "Kampf um die Kunst", also für die evolutionäre Kraft, die alles nach vorne bringt und das Traditionelle durch die Zukunft ersetzt. In dieser Darstellung von Lolitia spürt man eine Nähe zu Interpretationen der Figur, die sich erst in den 1980er Jahren durch setzten. Lolita rebelliert mit den ihr als Teenager zur Verfügung stehenden Waffen, vor allem schlechten Manieren und jugendlichen Klischees, gegen das System Humbert Humbert, um ihre eigene Realität und ihre Integrität zu retten. Lolita wird auch in den Zeichnungen und Gemälden der Künstlerin verwendet.Puppenartige Skulpturen von Lolita und Dr. Mabuse funktionieren wie auf einer Bühne innerhalb der Ex gehen schließlich wie auf einer Bühne in die Ausstellung und spielen dort ein neues Spiel der Kunst - zum ersten Mal gemeinsam.

Jonathan Meese wurde 1970 in Tokio geboren, lebt und arbeitet in Berlin und Ahrensburg.