© Alfredo Barsuglia / Kunstverein Eisenstadt 2021

Kunstausstellung

Die Trafo-Clique - Materialerzählungen

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Die Ausstellung im Kunstverein Eisenstadt präsentiert ab September die Werke der Trafo-Clique.

„Ob wir an den im Flug gleitenden Adler, die geöffnete Apfelblüte, das schwer sich abmühende Zugpferd, den majestätischen Schwan, […] die ziehenden Wolken oder die über allem strahlende Sonne denken: immer folgt die Form der Funktion.“ 

1896 beschrieb Louis H. Sullivan damit das modernistische Dogma vom Zusammenhang zwischen dem Zweck eines Gegenstandes und seiner Form. Die Dinge sind demnach von den ihnen zugeschriebenen Funktionen völlig geprägt, um nicht zu sagen geknechtet. Sie sind fremdbestimmt, durchorganisiert. Sie dienen den Menschen, und diese nehmen sie meist als selbstverständlich hin. In der Ausstellung DIE TRAFO-CLIQUE entfalten sie nun ein eigenes Leben, transformieren, befreit von der leidigen Funktion, Spannungen in Sensationen. Und oftmals hängen sie einfach nur herum, bereit zur Metamorphose.

Eine verschworene informelle Gruppe, eine prima Clique organischer und anorganischer Exponate, die – sei es durch räumliche Anordnungen, Materialverwandtschaften oder inhaltliche Aspekte – zueinander in Beziehung stehen, drücken ihr Unbehagen gegen jegliche aus der Form geborene Funktion aus.

Martin Bischof hat beim Arbeiten gepfuscht: Gebaute Objekte und Rahmen kehren ihre Konstruktion nach außen, benutzen sich selbst; gemalte Leinwände schminken sich mit Farbe. 

Im Inneren von Ines Doujaks unförmigem Körper steckt ein anderer: ein Versuch zu definieren, was den Menschenaffen ausmacht und warum die Dinge so sind, wie sie sind. 

Trotz ihrer seltsamen futuristischen Formen haben die keramischen 3-D-gedruckten Objekte von Beate Gatschelhofer auch etwas Vertrautes, beinahe wie wachsende neue Organismen. 

Julia Gryboś & Barbora Zentková färben Textilien, weben Teppiche und lassen ihre Finger über das Nebensächliche, das Alltägliche in der häuslichen Umgebung tanzen, um es in kleinformatigen Fotografien zu bannen. 

In Lukas Hochrieders Arbeiten lassen sich Momente des Verfalls, aber auch der Transformation festmachen: Blaue Strohbänder verschmelzen in Wachs, filigrane Keramiken wirken elastisch und fangen in ihren Einkerbungen allerlei Relikte ein.

Denisa Lehocká schafft vernetzte, kokonartige Körper aus alten Stoffen und Resten, um sie in flüssigen Gips zu tauchen, zu besteppen, zu vernähen oder zu beschichten. Ihre (intimen) Verbindungen erinnern sowohl an die fragile Balance von Volumina als auch an einen gut organisierten Werkzeugsatz. 

Die Formbarkeit von Material macht sich Thea Moeller in ihren zu Schlaufen gebogenen Metallen und schlaff von der Wand hängenden Gummistücken zunutze, um spezifische Qualitäten von Industrieprodukten ins Gleichgewicht zu bringen. 

Begehrlich züngeln Nilbar Güreş’ gehäkelte Schlangengürtel, um in der handwerklichen Praxis den eigenen Identitätscodes nachzuspüren: Der Blick richtet sich auf zart kräuselnde Fäden in rätselhaften Dingwelten und in Stoffe gestickte humorvolle Botschaften.

Club Fortuna verflechten und verknoten die gezeigten Arbeiten zu einer Rauminszenierung – eine Clique mit widerständigem Potenzial, das Wesen dinglicher wie menschlicher Gesellschaft widerspiegelnd. (Text: Barbara Horvath)

 

 

KünstlerInnen: Martin Bischof, Ines Doujak, Beate Gatschelhofer, Julia Gryboś & Barbora Zentková, Lukas Hochrieder, Denisa Lehocká, Thea Moeller, Nilbar Güres

Kuratorin: Barbara Horvath

 

Öffnungszeiten:

Samstag 11 bis 17 Uhr
Sonntag 13 bis 17 Uhr

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© Alfredo Barsuglia / Kunstverein Eisenstadt 2021
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