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Theater

Doron Rabinovici - Die Kinder von Wien

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Dichter lesen Dichter: Doron Rabinovici liest und kommentiert Robert Neumanns (*1897, †1975) "Die Kinder von Wien".

Robert Neumann (1897–1975) gehört zu jenen fast vergessenen AutorInnen, deren Bücher während des Nationalsozialismus verboten waren und die infolge ihres Exils innerhalb kürzester Zeit alle Publikationsmöglichkeiten sowie ihr Lesepublikum verloren. Die Kinder von Wien (1946) ist ein Kammerspiel, das im Keller eines zerstörten Wiener Hauses in versehrter Sprache vom Elend einer Gruppe verwaister Kinder erzählt. Aus dieser moralisch und sprachlich verwüsteten Nachkriegslandschaft führt Neumann seine LeserInnen direkt in die Logik des Kalten Kriegs: Zwar wird den Kindern Hilfe in Aussicht gestellt, jedoch nur unter der Bedingung, dass sie aus der sowjetischen Besatzungszone Informationen an den US-amerikanischen Nachrichtenoffizier liefern. Die Kinder von Wien wurde erstmals 1946 im englischen Original veröffentlicht; nach einer sprachlich stark geglätteten Übersetzung durch Franziska Becker (1948) erschien Neumanns eigene Übersetzung schließlich 1974.

Robert Neumann, Sohn jüdischer Zuwanderer aus dem Osten der Habsburgermonarchie, erlangte Bekanntheit als literarischer Parodist (vgl. die Sammlungen Mit fremden Federn, 1927, und Unter falscher Flagge, 1932); Literaturkritiker, mehrere Romane und Lyrik. Verbot seiner Bücher in Deutschland ab 1933, Exil in Großbritannien; 1942 erschien der erste auf Englisch verfasste Roman Scene in Passing (dt. Tibbs), 1947 erhält Neumann die britische Staatsbürgerschaft; 1958 Übersiedlung in die Schweiz; weitere literarische, literaturkritische und publizistische Arbeiten, z.B. An den Wassern von Babylon (1939), Die Puppen von Poshansk (1952).

Doron Rabinovici, *1961, lebt seit 1964 in Wien. Autor, Historiker, schreibt Kurzprosa, Essays und Romane, zuletzt erschien (u.a.) Die Außerirdischen (2017). Im November 2018 realisierte er gemeinsam mit Florian Klenk am Burgtheater Alles kann passieren! Ein Polittheate