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© Sammlung Steffan / Pabst, Foto: Sammlung Steffan / Pabst

Emil Pirchan - Visuelle Revolution

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Emil Pirchan (1884–1957) war ein Pionier des expressionistischen Bühnenbildes, aber auch fantasiereicher Plakatgestalter, der im konkurrenzstarken Metier Werbegrafikbeträchtliche Erfolge feierte. Zudem war er Kostümbildner, Designer, Buchillustrator, Autor mehrerer Künstlermonografien, Romancier, Lehrer und noch etliches mehr.

Der aus Brünn stammende Sohn eines akademischen Malers zog nach seinem Architekturstudium bei Otto Wagner in Wien und einem kurzen Intermezzo in seiner Heimatstadt 1908 nach München, wo er ein „Atelier für Graphik, Bühnenkunst, Hausbau, Raumkunst und Kunstgewerbe“ eröffnete. Seinen Einfallsreichtum konnte der Tausendsassa auch an den späteren Wirkungsorten Berlin (1921–1932), Prag (1932–1936) und Wien (1936–1957) entfalten. Stets für Überraschungen gut, schuf er um 1930 den Entwurf zu einem maschinell wirkenden Theatergebäude für Südamerika, der unausgeführt blieb und bis heute Rätsel über die Auftraggeber aufwirft. Die Stufenbühne – ein unter dem Begriff „Jessnersche Treppe“ bekannt gewordener Meilenstein der modernen Bühnenbildgestaltung – wäre ohne Pirchans Mitwirkung nicht denkbar gewesen.

Die von Pirchan grundsätzlich angestrebte klare Strukturierung des Bühnenraumes sowie eindringliche Farbwirkungen wurzelten zweifelsohne in seiner Arbeit als Gebrauchsgrafiker. Hierzu experimentierte der Künstler bereits 1912 mit geschnittenem Buntpapier. Dass die lange auf einem Dachboden in Zürich schlummernde Hinterlassenschaft Emil Pirchans vor wenigen Jahren das Tageslicht erblicken und im Frühjahr 2019 im Museum Folkwang in Essen präsentiert werden konnte, ist dem Einsatz seines Enkels Beat Steffan zu verdanken. Das Leopold Museum widmet sich nun als erste Wiener Institution dem universellen, einer breiteren Öffentlichkeit noch weitgehend unbekannten Ausnahmekünstler. Anhand von zahlreichen Objekten – darunter Möbel, Bühnen- und Kostümentwürfe, Architekturmodelle, Plakate, Buchillustrationen oder nach eigenem Verfahren hergestellte Tunkpapiere – wird die schöpferische Bandbreite dieses wichtigen Protagonisten der mitteleuropäischen Moderne veranschaulicht.