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© Nikolaus Ostermann / Volkstheater

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Endspiel

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Befinden wir uns am Ende der Zeit – oder kurz vor Beginn eines erneuten Anfangs? Eine menschenleere Landschaft mit unendlichem grauen Meer. Und ein Zimmer. Darin ein clowneskes Duo, das feststeckt: Hamm, mit gelähmten Beinen und blind, kommandiert seinen Diener Clov herum. Der kann gehen. Aber eben nicht fliehen. Auch wenn er es wieder und wieder versucht. Runde für Runde findet Clov die Türklinke, Runde für Runde droht er den endgültigen Abschied an, ist kurz davor, durch den Türrahmen zu treten – um dann doch zu bleiben. Draußen hat irgendeine finale Katastrophe stattgefunden, drinnen nehmen sich die zwei Übriggebliebenen wieder und wieder aufs Korn: geistreich, intelligent, mit Ernst und Unernst, ohne Ende oder Anfang zu kennen, fassungslos ob der offenbaren Ausweglosigkeit – und der Sinnlosigkeit ihres Daseins.
Zwischen 1954 und 1956, kurz nach dem großen Erfolg mit WARTEN AUF GODOT, schrieb der spätere Literaturnobelpreisträger Samuel Beckett (1906–1989) in Paris sein grandioses ENDSPIEL. Ein Jahr später wurde der Einakter am Londoner Royal Court Theatre uraufgeführt, begann seinen Siegeszug durch die Länder und Jahrzehnte dieser Welt und gilt heute als Klassiker des Absurden Theaters. Die grotesk-tragische Geschichte einer Welt ohne Anfang und Ende verfestigte Becketts Ruf als Pionier der lustvollen Erforschung von Ritual, Wiederholung und Kreislauf. Inhaltlich geht es dabei um nichts weniger als die Unfassbarkeit der menschlichen Existenz – jenes absurden Zustands, leben zu sollen in dem Bewusstsein, dass es jederzeit vorbei sein kann, dass es irgendwann vorbei sein wird, dass das Nichts bereits wartet, immer schon gewartet hat. Immer weiter warten wird.

Die ENDSPIEL-Inszenierung von Kay Voges untersucht die messerscharfe Poetik der Beckettschen Wiederholungen in einem Raum der Gegenspannungen: das Laute und das Leise, Helligkeit und Dunkelheit, darin zwei Menschen, die gemeinsam-einsam gegen ihr Schicksal anrennen. Das Ich zwischen Unendlichkeit und Endlichkeit, gefangen in einem ewigen Kreislauf: Gibt es überhaupt irgendetwas zu verstehen – oder nur viel zu erleben?