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© alexi pelekanos

Theater

Erleichterung - Zum Gedenken an die Dramaturgin Anna Lengyel, die am 15.4.2021 verstorben ist.

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In seinem neusten Stück gehen der ungarische Regisseur Árpád Schilling und seine Co-Autorin Éva Zabezsinszkij der Frage nach, wie wir unsere in Krisenzeiten vielfach beschworenen „westlichen Werte“ verteidigen können, wenn wir sie selbst nicht leben.

Konsequent verortet im Hier und Jetzt, mit präzisem Blick und schwarzem Humor, sucht Schilling das Politische im Privaten anhand der Geschichte einer österreichischen Familie aus dem privilegierten Bürgertum:

Felix hat eine Krise. An seinen ersten literarischen Erfolg versucht der 51-jährige Schriftsteller seit Jahren vergeblich anzuknüpfen – und seit neustem leidet er obendrein unter Schreibblockaden und absurden Alpträumen von einem Plumpsklo am Berghang. Seine ungleich erfolgreichere Frau Regina, linksliberale stellvertretende Bürgermeisterin einer österreichischen Kleinstadt, hat derzeit andere Sorgen, denn eine vor Jahrzehnten mühsam erkämpfte Unterkunft für Flüchtlinge wird neuerdings von der Bevölkerung und politischen Gegnern in Frage gestellt. Weder Tochter Johanna, die mit Anfang 20 zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt ihre rebellische Phase entdeckt, noch Felix' korrupter und dabei stets gut gelaunter Vater Wolfie, der an der Stelle des Flüchtlingsheims am liebsten ein Sportzentrum errichten würde, sind dem Paar eine Stütze. Als sich Felix schließlich auf der Suche nach der Ursache seiner Schaffenskrise einem längst verdrängten, düsteren Geheimnis aus der Vergangenheit stellt, beginnt ein gefährliches Spiel.

Formal schnörkellos, dabei von ungeheurer Intensität, Tiefe und erzählerischen Dichte – das macht das außergewöhnliche Theater des 1974 in Ungarn geborenen Regisseurs Árpád Schilling zu einer seltenen und herausragenden Form zeitgenössischer darstellenden Kunst. Während Schilling in seiner Heimat aufgrund seines gesellschaftspolitischen Engagements und seiner unerschrockenen Zivilcourage von Teilen der Regierung öffentlich als „potentieller Vorbereiter staatsfeindlicher Aktivitäten“ bezeichnet wird, findet er in der freien Szene Ungarns sowie im Ausland mit seiner politischen und radikalen theatralen Handschrift große Beachtung: Seine vielfach preisgekrönten Inszenierungen liefen an renommierten Häusern wie dem Burgtheater, der Schaubühne Berlin oder der Bayerischen Staatsoper, 2009 erhielt Schilling den Europäischen Theaterpreis für Neue Realitäten im Theater. Nun inszeniert der Ausnahmekünstler zum ersten Mal am Landestheater Niederösterreich – eine bislang einzigartige Premiere.

Ein Theaterprojekt von Árpád Schilling
Co-Autorin Éva Zabezsinszkij
Deutsch von Anna Lengyel

Inszenierung, Visuelles Konzept Árpád Schilling
Co-Autorin Eva Zabezsinszkij
Dramaturgie Anna Lengyel Kai Krösche
Projektleitung Ildikó Ságodi
Regieassistenz, Dolmetscher Luca Pályi, Oliver Illés
Felix Michael Scherff
Regina Bettina Kerl
Lukas Tim Breyvogel
Johanna Cathrine Dumont
Wolfie Helmut Wiesinger