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© Nikolaus Ostermann

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Zunächst blitzt die Möglichkeit eines Glücks auf: Natascha liebt Aljoscha, Aljoscha liebt Natascha. Sie wollen heiraten, die Väter sind dagegen.

 Aljoschas Vater, Fürst Walkowski, will seinen Sohn mit der reichen Erbin Katja verheiraten, um an deren Millionen zu kommen. Katja will mit ihrem Geld Gutes tun, doch der Fürst hat Erfahrungen damit, junge Frauen auszunehmen. Wie die Mutter des Mädchens Nelly, dessen wohlbehütete Kindheit zerstört wurde, bevor es überhaupt geboren war. Und das immer weiter zerstört wird.

„Splittermenschen“ nennt Regisseur Sascha Hawemann diese Bewohner*innen des in ERNIEDRIGTE UND BELEIDIGTE entfalteten Kosmos, „angepasst und zusammengerissen, an und für sich, das ewige, gottgewollte, unabänderliche Ausbeuten. Menschbleiben letzter Auftrag der verpassten Revolution.“
Gier und Menschenverachtung als zentrale Krankheiten einer Gesellschaft ohne Utopien. Mittendrin Wanja, ein Autor, der überlebt, während er aufschreibt, was passiert: Wie der Machtmensch Fürst Walkowski die Puppen tanzen lässt. Wie der eigene Körper wieder und wieder zu Boden fällt, in schier endlosen Zuckungen des Nicht-Ertragen-Könnens.
Denn in ERNIEDRIGTE UND BELEIDIGTE schimmert auch immer wieder Dostojewskis eigene Geschichte durch. Die eines Schriftstellers, der nach acht Jahren in der sibirischen Verbannung endlich nach St. Petersburg zurückkehren darf.
Dostojewskis dritter Roman erscheint 1861, zunächst in Fortsetzungen, in der von ihm und seinem Bruder gegründeten Zeitschrift Wremja – der Autor getrieben von Geldnot und dem Wissen, die ersten Kapitel einer Geschichte veröffentlichen zu müssen, ohne das Ende zu kennen. Eine Geschichte gleich einem Fiebertraum, verfasst von einem Schriftsteller, der sich mit ihr ins Leben zurückschreibt. Eine Geschichte voll Seinsdruck, Liebesdruck, Habensdruck, die vom Gestern durchs Heute auf Morgen blickt, in der sich Grausamkeiten von Menschen gegen Menschen über Generationen wiederholen – in einer Stadt, die alles frisst.