© Erwin Polanc

Erwin Polanc - This one is grellow

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Donnerstag und Freitag 15 bis 18 Uhr

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Die Galerie Schnitzler & Lindsberger lädt zur Einzelausstellung von Erwin Polanc "This one is grellow" ein.

Wer mehr weiß, sieht mehr, und wer sich mehr ansieht natürlich auch. In diesem erfrischenden Modus bewegt sich der Fotograf Erwin Polanc in wiederkehrender Zusammenarbeit mit dem Designer Oliver Klimpel durch die Welt. Eine beneidenswerte Raumstation ist ihre Kollaboration, dieses schillernde Spiel mit neuen Konzepten von Bild, Raum, Design und Kunst, das sie vorbereitungsintensiv in Installationen, Fotoserien, Möblierungen, Publikationen, Schriftentwürfen oder Plakaten jeweils um den wesentlichen Schritt weiterentwickeln. Subversiv-produktiv richten sie den schwebenden Blick auf die ästhetischen Substanzen der Gegenwart. This one is grellow. 

Die Ausstellung stellt die laufende Auseinandersetzung des Künstlers mit einer sich verändernden Wahrnehmung vor. Erwin Polanc bildet in seiner installativen Auswahl seiner Fotoarbeiten ein dichtes Bezugssystem formaler Resonanzen von Licht, Material, Farbe, Struktur, Format, Oberfläche und Tiefe und insgesamt ein fragmentarisches, offenes, vielschichtiges Bild von dem, was gegenwärtig da ist. Mitzudenken ist der Blick des Fotografen, dessen Bilder der Welt es sind, die wir gezeigt bekommen: der seine Umgebung schon wie vorgefundene Kompositionen wahrnimmt und sie Kameraeinstellungen im Kopf variierend prüft oder die er im Vorübergehen präfiguriert, um da zu sein, bevor und damit sie sich dann als Bild aufnehmen lassen.

Dieses Referenzsystem des Zusammensehens hat keine narrative Dimension. Bevorzugt stellt Erwin Polanc gerade die tradierten und somit stark aufgeladenen Sujets von jeder Zuschreibung frei. Und doch geht es bei Bildern immer auch um das, was man nicht sieht. Zum einen haben Bilder eine kommunikative Potenz als Dickicht von Kontexten, ein unterirdisches System assoziativer Verbindungslinien. Zum anderen ist das, was man nicht sieht, oft auch das, was man schon würde sehen können, hätte man nur genauer und bewusster hingeschaut. Was übersieht man, und warum? Ziemlich schonungslos kann man in den Fotoarbeiten von Erwin Polanc den eigenen trügerisch routinierten Blick entdecken, wie er schnelle Zuordenbarkeit sucht. Der Reiz der Bilder liegt nicht nur darin, was, sondern auch wie man sieht. Dabei helfen sie einem sogar, sagt der amerikanische Bildtheoretiker W. J. T. Mitchell, der Bilder als Akteure sieht, die hineinziehen wie heraustreten und einen tatsächlich bis in Erinnerungen und Träume hinein verfolgen können.

Überwiegend für Randzonen des visuellen Alltags – Rohre, Mauerstücke, Zäune, Plastikhüllen, Sonnensegel und Topfpflanzen – macht er den Bildraum zur glamourösen Bühne, wo ein Tischinventar einer Bar in zeitlos-kosmische Dimensionen reicht und man an einer Tonne das Leuchten des Schattens erlebt. Zum farbig-raumlebendigen Spiel mit Flächen rückt Erwin Polanc nun zunehmend auch das Dunkle ins Bild. Mit ruhiger Schwärze und matten Reflexionen bewegt er die Motive an die Grenze von Sehen und Nicht-Sehen, wo in den Tönen der sich nähernden Finsternis Oberfläche und Tiefe ineinander fallen und materielle Präsenz infrage gestellt ist. Die Beschäftigung mit der Dunkelheit und dem Dunklen speist sich konsequent aus der Auseinandersetzung mit Sichtbarkeit. Aber sie bildet wohl auch eine Zeitqualität ab, in einer Gegenwart, die sich verdunkelt.