© Eva Seiler & Johanna Tinzl, Beyond Future, 2021

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Kunstausstellung

Statement #16 | Eva Seiler & Johanna Tinzl — Beyond Future

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18:30 - 20:00
Kunstraum Lakeside

Von Detroit in die San Francisco Bay Area. Von der Motor City ins Silicon Valley. Von unserer Vergangenheit in die Zukunft? Eva Seiler und Johanna Tinzl fuhren im Juli 2016 kurz vor der Wahl von Donald Trump zum Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika quer durch den Kontinent. Seitdem arbeiten sie in unterschiedlicher Intensität mit dem damals entstandenen Filmmaterial und zeigen den finalen Schnitt der Videoinstallation „Beyond Future“ erstmals im Kunstraum Lakeside.

Für ihren Essayfilm wählten die beiden Künstlerinnen das Format des Roadmovies. In diesem Filmgenre wird das Zurücklegen weiter Strecken auf Landstraßen und Highways zur Metapher für die Suche nach Freiheit und einem authentischen Selbst. Seiler und Tinzl geht es jedoch nicht um Identitätsfragen. Sie suchen vielmehr „Bilder für das, was sich noch nicht materialisiert hat“, so die Künstlerinnen. „Dabei arbeiten wir an einem künstlerisch-filmischen Forschungsprojekt, in dem wir die Zukunft in unserer Gegenwart finden wollen, die wiederum durch historische Voraussetzungen geprägt ist.“ Die USA boten ihnen mit den bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts zurückreichenden Vorstellungen von „Go West“ und „Manifest Destiny“, weit verbreiterter Technikgläubigkeit sowie dem Nebeneinander unterschiedlicher Lebensentwürfe und Zukunftsvorstellungen ein sehr vielfältiges Forschungsfeld. Im Zuge ihres Roadtrips von der Ost- zur Westküste filmten die zwei Künstlerinnen ihre Fahrt, ikonische Gebäude und Geschichte manifestierende Wandmalereien. Sie sprachen mit Menschen, ließen sich von einem Medium ihre eigene Zukunft voraussagen und hörten Popsongs. Das Filmen mit selbst gebauten Filtern, auf die Architekturen der industriellen Moderne, historische Denkmale und realisierte oder geplante Bürogebäude der Tech-Giganten gedruckt waren, führte zur Überlagerung zweier Orte sowie von gegenwärtigen Gegebenheiten mit Vergangenem und Zukünftigem. „Das Auto war somit“, so Seiler und Tinzl, „nicht nur das Fortbewegungsmittel, sondern auch unser Kamerawagen.“

Jene im Film hergestellten visuellen und auditiven Verknüpfungen reflektieren die von den Künstlerinnen vorgestellten Zukunftsperspektiven. Die angewandten Stilmittel verstehen sie als „Verschmelzung von realer (greifbarer, sichtbarer, rationaler) Wirklichkeit und magischer Realität (Halluzinationen, Träume)“. Ihre Version eines „magischen Realismus“ stellt für sie eine „dritte Realität, eine Synthese aus den uns geläufigen Wirklichkeiten“ dar. Mit der Präsentation in Klagenfurt sind Eva Seiler und Johanna Tinzl an einem Ort zu Gast, der zu einer weiteren Folie wird: Die alten und die neuen Industrien der Vereinigten Staaten samt ihren Architekturen und Denkmälern lassen sich durch die Perspektive des Lakeside Science & Technology Parks mit einem auf den Ort bezogenen Blick neu betrachten.

Eva Seiler (* 1979 in Deutschland) lebt und arbeitet in Wien