© Raphael Reichl

Handeln im Jetzt

Showtimes

Vergangene Showtimes

10:00 - 18:00
Leopold Museum

 

Das Ö1 Talentestipendium wird mit Unterstützung des Wiener Städtischen Versicherungsvereins jährlich an eine Nachwuchskünstlerin bzw. an einen Nachwuchskünstler vergeben. Auch die aktuelle Ausgabe der zum dritten Mal im Leopold Museum präsentierten Ausstellung zeigt Arbeiten von fünf Kunstschaffenden, die mit den unterschiedlichen Ansätzen ihrer künstlerischen Arbeit ein komplexes, in sich verzahntes Feld an Fragestellungen ausbreiten. Diese entfalten sich – am Puls der Zeit – entlang von Begriffen wie Transhumanismus, Ökologie, Solidarität und Subversion. Kaum ein ästhetisches Kalkül, kaum eine narrative Strategie bleibt unversucht, kein Lebensbereich ausgespart, um ein sattes wie feingliedriges Bild unserer Zeit mit all ihren Verlockungen, Widersprüchen und Verhängnissen zu zeichnen. Die Werke der fünf Künstlerinnen und Künstler sind nicht als in sich ruhende Geschichten zu verstehen, die sich lediglich in Form musealer Erlebnisse abrufen lassen – in ihren bildnerischen Entwürfen sind Antworten skizziert, die ein Handeln anzeigen: ein Handeln im Jetzt.

Gleb Amankulov sucht den utilitaristischen Blick auf die Kunst strategisch zu unterwandern. Eine subsidiär-private Kreislaufwirtschaft prägt Material und Habitus seiner Objekte, die er nach dem musealen Gebrauch wieder anderen Bestimmungen zuführt. Seine „Revolte der Objekte“, wie er es nennt, setzt „emanzipierte Energie“ frei, die er mithilfe temporärer Arrangements am jeweiligen Ausstellungsort erprobt.

Adina Camhy vermittelt als scharfsinnige Beobachterin unserer Zeit zwischen Öffentlichem und Privatem. Ihre künstlerisch-kulturwissenschaftlichen Analysen führen dabei von individuellen Erlebnissen bis hin zu geopolitischen Verstrickungen. Mit Mitteln, die vom Essayfilm bis zur Augmented Reality reichen, befragt sie gesellschaftliche Utopien nach ihren realen Grundlagen.

Sophia Latysheva geht in ihren skulpturalen Arbeiten dem in die Zukunft ragenden Komplex von Mensch und Maschine nach und widmet sich den Verwirklichungen seiner fluiden Gestalt. Dabei beschäftigt sie sich mit Machtbeziehungen, die sich mit der fortschreitenden Technologie, mit der Hybridisierung und Optimierung des humanen Organismus verändern. Jenseits des transhumanistischen Diskurses erzählt sie auch von der Lust, sich auf die Maschine einzulassen.

Ausgangspunkte seiner künstlerischen Tätigkeit sind für Raphael Reichl Menschen und deren Schicksale. Auf Tuchfühlung mit den existenziellen Konflikten marginalisierter Gruppen und ihren realen Lebenssituationen ist er darum bemüht, den Schein offizieller Narrative zu hinterfragen. Besonders interessiert er sich für die Schnittstellen von Ökologie und Prekariat sowie für die Unvereinbarkeit von Umweltschutz und expandierendem Profitstreben.

Angelika Wienerroither holt aus, um eine persönliche Erfahrung, nämlich die Geburt ihres Kindes, in einen physischen Raum zu fassen. Anknüpfend an Hannah Arendts Konzept der Natalität, wonach mit jedem neuen Leben ein neuer Anfang möglich ist, sucht sie ihr Erlebnis in eine Form zu übersetzen, die Ausgangspunkt neuer Perspektiven und Raumwahrnehmungen ist.

Kurator: Philippe Batka