© Hermann Nitsch, Foto: Ludwig Hoffenreich

Hermann Nitsch: Aktionsfotografie 1963–1984

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Das Wiener WestLicht rückt erstmals die Fotografie im Werk von Aktionskünstler Hermann Nitsch in den Fokus einer eigenen Ausstellung. Über 120 Exponate aus knapp zwei Jahrzehnten veranschaulichen seine Anfänge ebenso wie seine immer facettenreicher ausgestaltete Kunstpraxis, die er mit dem Orgien Mysterien Theater als Zusammenschluss von Text, Musik, Malerei und Performance auslebte.

Die Dokumentation seiner wild umstrittenen Aktionen wie auch die eigenständigen Werke aus der Blütezeit des Wiener Aktionismus bieten außergewöhnliche Einblicke in die Denk- und Arbeitsweise des im vergangenen Jahr verstorbenen Künstlers. Mit der Präsentation ausschließlich fotografischer Werke rückt das Wiener Fotomuseum WestLicht erstmals einen bisher kaum beachteten Aspekt im umfangreichen Schaffen des im Vorjahr verstorbenen österreichischen Künstlers Hermann Nitsch ins Zentrum einer Ausstellung.

Dabei war Nitsch dem KuratorInnenduo Julia Moebus-Puck und Fabian Knierim zufolge teils durchaus unzufrieden mit den Bildern, die von Fotografen wie Ludwig Hoffenreich, Franziska und Heinz Cibulka oder Stefan Moses geliefert wurden. Das habe aber in erster Linie mit dem Selbstverständnis seiner Kunst zu tun, ging es Nitsch doch um ein ganzheitliches und damit vor allem sinnliches Erfahren. Er selbst soll Moebus-Puck zufolge gesagt haben: "Ich will Fotografie ohne Mätzchen." Als solche könnte man etwa Franziska Cibulkas tableauartig Aufnahmen ihres damaligen Mannes Heinz bezeichnen, als dieser bei der 12. Aktion für Nitsch als Akteur fungierte, den Torso und bloßgelegten Schambereich durchaus nüchtern in Szene setzend.

Und dennoch: So schwierig die Übertragung von Nitschs Arbeiten in das Medium Fotografie wirken mag, so sehr geben die Bilder einen Ein- und Überblick seines Schaffens. Die Bearbeitung der Tierkadaver, das Wühlen in den Eingeweiden, die religiös anmutende Aufstellung von männlichen wie weiblichen Körpern und nicht zuletzt der Grenzen sprengende Ansatz, der schon den ersten Andeutungen des späteren 6-Tage-Spiels auf seinem Schloss in Prinzendorf innewohnte, wird in den vielfach großformatigen Bildern, die überwiegend aus der Sammlung von WestLicht-Gründer Peter Coeln stammen, eindrucksvoll deutlich.

"Es ging ihm nicht darum, die Malerei zu zerstören, sondern sie zu erweitern", sagte Moebus-Puck über Nitsch. "Es ist die Kraft der Fotografie, uns das im Detail zu zeigen." Über die gut 20 Jahre hinweg, die im WestLicht eingefangen werden, lasse sich die Entwicklung seines Werks aufschlüsseln, sowohl was die Formensprache betrifft, als auch welche Strukturen genutzt werden. Ergänzt werden die Bilder auch durch einen mehr als vierstündigen Videozusammenschnitt seiner Aktionen bis 2003. Zu sehen ist die Ausstellung bis 14. Mai.