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© Marcel Köhler

Theater

Ich bin der Wind

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Ich bin der Wind ist ein Stück Überleben. Eine zärtliche Auseinandersetzung mit Leben und Tod, Depression und Alkoholismus, mit den tiefsten Ängsten und der größten Lust.

Ich bin der Wind spielt auf einem von zwei namenlosen Gestalten imaginierten Segelboot. Der Eine ist lange schon fort, er ist leicht wie der Wind und schwer wie ein Stein, allein kann er nicht sein, aber auch nicht unter den Anderen, eine Betonwand ist er, die krachend zerfällt, und so ist es passiert, das, wovor er Angst hatte, es zu tun....

Der Andere versucht zu verstehen, versucht, ihn in der Gegenwart zu halten. Aber das sind nur Wörter, nur was man so sagt. Und so schweigen sie und segeln. Nebel hängt über dem Wasser, grau schimmern die Inseln und Schären. Schön und hässlich. In einer Bucht genehmigen sie sich einen Ankerschnaps. Der Andere möchte nicht weitertrinken, denn davon wird man ruhig. Sie essen, sie reden, einer trinkt. Er steuert auch das Boot, fährt weiter und weiter aufs offene Meer hinaus, wo er dem Anderen das Ruder übergibt und in die Wellen stürzt.

Ich bin der Wind ist ein Stück Überleben. Eine zärtliche Auseinandersetzung mit Leben und Tod, Depression und Alkoholismus, mit den tiefsten Ängsten und der größten Lust. Ein mutiger, liebender Blick, ins eigene Gesicht gespiegelt in einer unruhigen Wasseroberfläche. Eine Meditation über das Menschsein, über Beziehungen und Nähe, über die Angst vorm Alleinsein, die Lust des Verschwindens und die Unaussprechlichkeit dessen, was uns eigentlich ausmacht.

Jon Fosse, 1959 in der südwestnorwegischen Küstenstadt Haugesund geboren, ist einer der großen Mystiker der europäischen Gegenwartsliteratur. International bekannt wurde er durch seine mehr als dreißig im Original auf Nynorsk verfassten Theaterstücke, die ihm zahlreiche Auszeichnungen und das Ansehen eines «Beckett des 21. Jahrhunderts» einbrachten.

Zu Fosses wichtigsten Büchern zählen der Mitte der neunziger Jahre erschienene Roman «Melancholie», sowie das 2015 mit dem Literaturpreis des Nordischen Rates ausgezeichnete Prosa-Triptychon «Trilogie». 2019 erschien der von Fosse als langsame Prosa bezeichnete Roman „Der andere Name“ Heptalogie I-II, als erster Teil seines Opus Magnum und findet sich seither auf der ORF Bestenliste.

Jon Fosse genießt seit 2011 lebenslanges Wohnrecht in der Grotte, einer Ehrenwohnung des norwegischen Königs im Osloer Schlosspark und lebt mitunter auch in Hainburg an der Donau oder in Frekhaug in Norwegen.