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© Nikola Milatovic

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Ich, Tatortkommissarinnen

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Die Rabtaldirndln und Julia Gräfner formieren sich zum ersten Grazer Tatort-Ermittlungsteam, denn allein denken ist kriminell!

Jeden Sonntagabend finden sich zwischen sieben und dreizehn Millionen Menschen vor ihren Fernsehgeräten ein, um eine oft völlig vorhersehbare Handlung zu konsumieren. Es gibt ein Verbrechen und ein Ermittlungsteam in Starbesetzung. Und meist geht es nicht um die Frage, ob am Ende jemand gefasst wird, sondern vor allem darum, wie und von wem. Der Tatort ist das Erfolgsprodukt des öffentlich-rechtlichen Rundfunks: kritisches Gesellschaftspanorama und Wertekanon in einem, gelebten österreichisch-deutsch-schweizer Kulturraum, völkerverbindend, generations- und klassenübergreifend über alle lokalen und politischen Unterschiede hinweg. Für Millionen Tatort-Fans ist das gemeinsame Verfolgen ihrer Kommissar*innen überdies auch eine zutiefst soziale Aktivität, bei der in Online-Foren Eindrücke, Entwicklungen und Einschätzungen leidenschaftlich diskutiert werden.

Und Tatort-Kommissarinnen sind „Volksschauspielerinnen“ im besten Sinne. Von dieser Analyse ist es nur einen Steinwurf oder Messerstich bis zu den Rabtaldirndln. Hier kommt zusammen, was zusammengehört. Denn genau wie die Rabtaldirndln stehen auch die Tatort-Kommissar*innen einer Welt gegenüber, die ungerecht, hart und schwer zu verstehen ist. Doch so wenig Zweifel daran besteht, dass der dünne Firnis der Zivilisation durch die nie zu stillende Mordlust und Gier des Menschen stets aufs Neue verletzt wird, so sicher ist, dass aufklärerische Vernunft und Rechtsstaat am Ende triumphieren. Der Tatort als kathartische Übung für eine Gesellschaft in Unsicherheit. Oder wie es ZEIT-Feuilletonchef Adam Soboczynski formuliert: „Der Tatort ist der Baldrian der Demokratie“.

Die vier Rabtaldirndln verschwestern sich für diese Produktion mit Cora Frost und Julia Gräfner, die gemeinsam bereits zwei Performances im Schauspielhaus entwickelten und die eine kontinuierliche Zusammenarbeit verbindet („Ich würde alles für die Liebe tun, ich mach’s aber nicht“ und „Showgirls“). Gemeinsam werden sie ihre eigenen Tatort-Plots entwickeln und sich an der Idee berauschen, als Fernsehkommissarinnen im Hier und Jetzt für Recht und Gerechtigkeit zu sorgen. Die Zuschreibung, Tatort-Kommissarinnen seien „verletzliche Leistungssubjekte, die vor lauter Arbeit keine Sprache mehr für ihr eigenes Leben finden“, gefällt den Damen als Ausgangspunkt sehr.