© Alexander Bauer

Eine kleine Bushaltestelle an einer Waldstraße. Eine kleine Bushaltestelle in der Wüste. Eine kleine Bushaltestelle am Meer. Eine kleine Bushaltestelle auf einem Hochplateau. In einer unwirtlichen Winterlandschaft treffen drei Frauen mit ihren je eigenen, ungeschriebenen Geschichten und Zielen aufeinander. Zwischen Krähen und Wölfen erleben sie Visionen einer möglichen Zukunft, während sie auf den Bus warten, an dessen Kommen eigentlich nur eine glaubt. Während die drei Frauen von der alles verwandelnden Zeit überholt werden, drängt sich zunehmend die Frage auf: Wie kann eine Zukunft entworfen werden, wenn die eigene Geschichte nicht geschrieben ist? Ohne Geschichte können wir keine Zukunft entwerfen. Viele Geschichten aber (und die meisten davon weibliche) werden nicht geschrieben. Plötzlich hören wir aus der Ferne das Geräusch eines Motors.
„Im Herzen der Krähen“ nimmt das Thema einer möglichen Zukunft in den Blick, das angesichts mannigfacher Krisen präsenter denn je ist. Wie können wir uns im Nachdenken über Zukunft von global manifesten patriarchalen Prämissen und Zuschreibungen lösen; ist eine solidarische Rettung der Welt überhaupt noch möglich; und warum wird eigentlich Kassandra nicht geglaubt, männlichen Propheten aber schon?

In einer Überschreibung der Kassandra-Figur visioniert „Im Herzen der Krähen“ eine intersektionale Zukunft. Kaśka Brylas Text basiert dabei auf Interviews mit einem Großteil der am Projekt Beteiligten. Im Wechsel von Draufsicht und Nahaufnahme, deskriptivem, performativem und dramatischem Spiel, Chor und Monolog, Sound, Video und Musik, Mantik, Erinnerung und Verwandlung entsteht eine Konstellation außerhalb der Zeit, die eine andere Geschichtsschreibung – und damit immer auch Zukunft – denkbar werden lässt.

Mit: Zeynep Alan, Julia Amme, Laila Nielsen

Inszenierung: Alexander Bauer, Chris Herzog