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Im Zeit-Raum: Karl Schwarzenberg

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Europa, mein Leben – Johannes Kaup im Gespräch mit dem ehemaligen tschechischen Außenminister Karl Schwarzenberg

Der Name Schwarzenberg ist wie der Name Habsburg zutiefst mit der österreichischen und der europäischen Geschichte verbunden. Viele Jahrhunderte wurde Mitteleuropa durch das Wirken der Adelshäuser geprägt. Die Abschaffung der Monarchie und der Adelstitel in Österreich ging mit ihrem Bedeutungsverlust auf dem politischen Parkett einher. Einzig die von den Nazis verbotene, 1922 von Richard Coudenhove-Kalergi gegründete Paneuropa-Union wurde unter der Präsidentschaft Otto von Habsburgs ab 1972 zu einer Vorkämpferin für ein politisch und wirtschaftlich geeintes, demokratisches und friedliches Europa auf Grundlage des christlich-abendländischen Wertefundaments. Weltweit beachtet wurde das am 19. August 1989 von ihr mitorganisierte Paneuropäische Picknick bei Sopron, das 661 DDR-Bürgerinnen und -Bürger zur Ausreise über die ungarisch-österreichische Grenze nutzten. Das Picknick gilt als wesentlicher Meilenstein auf dem Weg zum Ende der DDR und zur deutschen Wiedervereinigung. Abseits dessen waren die ehemaligen österreichischen Adeligen aber eher Gegenstand der Regenbogen-Presse.

Eine Ausnahme bildete der 1937 in der Tschechoslowakei geborene Karl Schwarzenberg. Er selbst nennt sich Forstwirt und Unternehmer. Damit lenkt er nobel davon ab, dass sich in seiner Person die Geschichte Mitteleuropas verdichtet und er im Herzen eigentlich ein "homo politicus" ist. Nach dem 1948 von der Sowjetunion geförderten kommunistischen Umsturz emigrierte die Familie Schwarzenberg, die sowohl die tschechische als auch die schweizerische Staatsbürgerschaft besitzt, nach Österreich.
"Nachdem ich als Kind erlebt habe, wie sich die Politik mit uns beschäftigt hat, habe ich mich mit der Politik beschäftigt", wird Schwarzenberg später über die Wurzeln seines politischen Engagements erzählen. Schon früh unterstützt er den Widerstand gegen die kommunistische Regierung in der Tschechoslowakei. Nach der Niederschlagung des Prager Frühlings von 1968 setzte er sich für die Oppositionellen ein und engagierte sich auf internationaler Ebene für die Menschenrechte. "Kary", wie ihn die tschechischen Freundinnen und Freunde aus der ehemaligen Bürgerrechtsbewegung nennen, half ihnen im Verborgenen. Auf Vorschlag Bruno Kreiskys wirkte er von 1984 bis 1991 als Präsident der Internationalen Helsinki-Föderation für Menschenrechte. 1989 erhielt er – gemeinsam mit Lech Wałęsa – den Menschenrechtspreis des Europarates.

Eng befreundet war Schwarzenberg mit Vaclav Havel, der nach der Samtenen Revolution in der Tschechoslowakei zum Staatspräsidenten gewählt wurde. Drei Jahre lang fungierte sein Weggefährte Schwarzenberg als dessen Büroleiter auf der Prager Burg mit dem Titel Kanzler. Ihm gelang es, das junge demokratische Tschechien erfolgreich auf dem internationalen Parkett zu präsentieren. 2007 wurde Schwarzenberg – nominiert von den Grünen – Außenminister Tschechiens. Dadurch avancierte er zu einem der populärsten tschechischen Politiker. Bei der Präsidentschaftswahl in Tschechien 2013 erhielt er im ersten Wahlgang mit 23,4% den zweithöchsten Stimmenanteil. Die Stichwahl gegen den ehemaligen Ministerpräsidenten Miloš Zeman verlor er knapp. Schon 2014, als Russland die ukrainische Halbinsel Krim annektierte, warnte Schwarzenberg mit deutlichen Worten vor einem Überfall Putins auf die Ukraine. Schwarzenberg ist eine von 89 Personen aus der EU, die seit Mai 2015 nicht mehr nach Russland einreisen dürfen.