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Im Zeit-Raum: Katja Riemann

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"Zeit der Zäune" – Johannes Kaup im Gespräch mit der Schauspielerin, Sängerin, Autorin und Menschenrechtsaktivistin.

Katja Riemann zählt zu den bekanntesten deutschen Schauspielerinnen. Mit feinem Gespür bewegt sie sich zwischen Arthouse und kommerziellem Kino und wurde im Laufe ihrer Karriere mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Darüber hinaus ist sie als Sängerin und Autorin in Erscheinung getreten.

Als UNICEF-Botschafterin setzt sie sich für die Rechte von Kindern und Frauen ein und reist seit 25 Jahren mit verschiedenen Hilfsorganisationen in Krisengebiete, vor allem in Afrika. In ihren Büchern erzählt sie von ihren Begegnungen mit Menschen, die sie bewundert, weil sie etwas bewegen. So zum Beispiel in ihrem Buch "Jeder hat. Niemand darf". Darin findet sich u.v.a. ihre beeindruckende Begegnung mit dem kongolesischen Gynäkologen Denis Mukwege. Er hat im Panzi-Hospital in Bukavu tausende Frauen behandelt, die sexuelle Gewalt in den Konfliktregionen erlitten und schwer traumatisiert wurden. Seine Erfahrung führte ihn zu seiner Lebensaufgabe als Menschenrechtsaktivist: den Schutz für Überlebende sexueller Gewalt zu verbessern und die Täter vor Gericht zu bringen. Für sein Engagement bekam er 2018 den Friedensnobelpreis zuerkannt. Für Riemann sind Personen wie Mukwege die Helden der Gegenwart, wobei die allermeisten unbekannt bleiben.

Auf ihren Reisen begegnet Riemann immer wieder Zäunen. Solchen, die Flüchtende davon abhalten sollen, weiterzureisen und solchen, die errichtet wurden, um sie gar nicht erst nach Europa kommen zu lassen. So zum Beispiel die mit Nato-Stacheldraht und Strom bewehrten Zäune, die in Nordmarokko die spanischen Enklaven Ceuta und Melilla umschließen. Nicht nur im Mittelmeer, sondern auch an diesen Zäunen sterben Menschen auf der Suche nach einem würdevollen Leben. Vor den Schmerzpunkten der Welt verschließt unsere Gesellschaft ihre Augen. Deshalb schreibt Riemann das von ihr Erlebte auf.

Für ihr jüngstes Buch "Zeit der Zäune. Orte der Flucht" besuchte sie Flüchtlingslager an den Rändern Europas, in Griechenland, in Bosnien-Herzegowina und in Marokko. Riemann spricht mit Bewohnerinnen und Bewohnern, NGO-Mitarbeiter:innen, mit Flucht- und Gewaltforschenden und Traumatherapeut:innen. Sie zeigt auf, wie Geflüchtete dort leben, was sie zur Flucht bewogen hat und wie sie versuchen, ihr ungewisses Schicksal zu meistern. Ein Schicksal, das in ihren Herkunftsländern meist über sie hereingebrochen ist, ihr Leben und ihre Identität zerstört hat. Einerseits macht sie auf die unmenschlichen Zustände aufmerksam, unter denen die dort lebenden Menschen existieren. Andererseits zeigt sie deren Mut, Überlebenswillen und Kreativität. Die Geflüchteten bauen in den Lagern beispielsweise Schulen und Moscheen. Es gibt ein großes Interesse am Erlernen von Sprachen oder Kunst, an Theater und Filmaufführungen. Katja Riemann beschreibt die Begegnungen und Beispiele des Lebens- und Gestaltungswillens mitten im Elend in einer Weise, die andere ermutigt, aktiv zu werden, um Dinge im eigenen Umkreis zum Positiven zu verändern.

Für ihr menschenrechtliches Engagement erhielt sie u.a. das deutsche Bundesverdienstkreuz am Band. Über ihre Erfahrungen und Einsichten spricht Johannes Kaup mit der in Berlin lebenden Katja Riemann.