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Ingolstadt

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Sie alle wollen raus. Der Außenseiter Roelle, der sich zum Heiligen stilisiert und mit seinem Wissen um die ungewollte Schwangerschaft der Klosterschülerin Olga versucht, ihre Nähe zu erpressen.

Fabian, der sich in Berta, das Dienstmädchen seines Vaters, verliebt hat, die ihrerseits von dem Pionier Korl fasziniert ist, dem sie die kaltschnäuzigen Beteuerungen seiner Gleichgültigkeit nicht glauben mag. Und ihre Freundin Alma, die versucht, Unabhängigkeit zu erlangen, indem sie sich auf eigene Rechnung prostituiert.

Es sind die heißesten Tage eines langen Sommers in der drückenden Enge der katholischen Provinz, voll dumpf brütender Energie, die sich ihre Ventile mit grausamer Gesetzmäßigkeit an den schwächsten Stellen sucht. Die Gewalt in Marieluise Fleißers INGOLSTADT trägt die Masken der Religion, der Familie, der militärischen Ordnung, der Sexualität. Ihr Medium aber ist die Sprache. Die Sprache enthält die Ordnung der Welt, die Ingolstadt heißt; in der Sprache sind alle möglichen Auswege aus ihr enthalten und versperrt. Marieluise Fleißer (1901-1974) ist eine einzigartige Erscheinung in der deutschsprachigen Dramatik des 20. Jahrhunderts. Sie wurde von Lion Feuchtwanger gefördert, von Bertolt Brecht verehrt (und fast zerstört) und eine ganze Generation deutscher Nachkriegsdramatiker*innen stand unter ihrem Einfluss.

Nach mehreren großen Gastspielen bei den Wiener Festwochen inszeniert der international erfolgreiche Regisseur Ivo van Hove erstmals in Wien.