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Intaglio

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Diesmal widmen wir uns – ganz im Widerspruch zum Galerienamen – dem Tiefdruck (auf Englisch „Intaglio“) mit seinen zahlreichen Variationen und verschiedenen, teilweise sehr anspruchsvollen Techniken. „Intaglio“ bezieht seine Herkunft aus dem italienischen Wort „intagliare“, was so viel wie „kerben“ oder „ritzen“ bedeutet und somit auf die Behandlung der Platte durch den Künstler verweist, der das Bild gewissermaßen aus der Metallplatte schneidet oder in diese ritzt – direkt oder durch einen Ätzgrund hindurch. Das deutsche Wort „Tiefdruck“ verweist wieder auf die Art, wie die Platte gedruckt wird. Beim Tiefdruck liegt im Gegensatz zum Hochdruck, wo die beim Schneiden stehengelassenen Partien (also Stege oder zusammenhängende Flächen) drucken, die Farbe in den vertieften („gestochenen“, „geritzten“ oder durch zahlreiche andere Techniken behandelten) Partien der Platte und wird aus diesen durch hohen Druck auf das Papier übertragen. Dabei gibt es sogenannte kalte Verfahren wie den Kupferstich oder die Kaltnadelradierung, bei denen die Platte rein mechanisch behandelt wird, und Verfahren, bei denen die Platte zusätzlich geätzt wird, um eine Vertiefung bzw. Verbreiterung der zu druckenden Stellen zu erreichen, was auch immer mit einer Änderung der Hell-Dunkel-Werte einhergeht.

Als Erfinder der Ätzradierung kurz vor 1500 gilt Daniel Hopfer, der das bildgebende Verfahren auf Papier aus seiner Praxis der Waffenverzierung durch Ätzung ableitete. Eine besondere Schwierigkeit bildete bei der Ätzradierung lange die Herstellung größerer zusammenhängender dunkler Flächen, da das Metall eine entsprechende Rauigkeit oder zahlreiche eng aneinander liegende Vertiefungen aufweisen muss, um viel Farbe halten zu können. Lange Zeit war das nur durch besonders enge Strich- oder Kreuzlagen möglich. Erst ab der Mitte des 18. Jahrhunderts kam es mit der Erfindung der „Aquatintatechnik“ zur seriellen Anwendung eines probaten Flächenätzverfahrens. Im experimentellen Radierwerk Goyas fand diese Technik in Verbindung mit der Strichätzung – sowohl technisch als auch künstlerisch gesehen – ihren ersten großen Höhepunkt.

Heinrich Heuer (*1934) ist bei unserer Ausstellung sozusagen der leuchtende Schlusspunkt einer über 500 Jahre andauernden Auseinandersetzung mit den verschiedenen Möglichkeiten der künstlerisch genutzten Metallätzung in der Druckgrafik. Wir schätzen uns glücklich, nicht nur eine Auswahl seiner erst in diesem Jahr entstandenen großformatigen Radierungen sondern auch die Druckplatten dazu zeigen zu können. Gezeigt werden außerdem Beispiele für sämtliche Entwicklungsstufen der Radierung, inklusive frühen Beispielen für Flächenätzverfahren sowie Farbradierungen, von Hopfer über Goya bis zu Beispielen des 20. und 21. Jahrhunderts. Durch eine gezielte Auswahl können dabei gleichzeitig so viel wie möglich unterschiedliche Tiefdrucktechniken gezeigt werden: von der einfachen Strichätzung über Mezzotinto bis zur Reservage-Technik, vom „à la poupée“-Druck in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts bis zum Viscosity-Printing eines Stanley William Hayter, von der Weichgrundätzung bis zum Naturselbstdruck.