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Josef Pillhofer - Retrospektive

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Anlässlich des zehnten Todestages im Jahre 2020 und des 100. Geburtstages im Jahr 2021 würdigt das Leopold Museum Josef Pillhofer (1921–2010), einen der bedeutendsten österreichischen Bildhauer und Zeichner, mit einer umfassenden Retrospektive.

Pillhofers künstlerisches Arbeiten erstreckte sich über mehr als ein halbes Jahrhundert und setzte mit seiner Zeit an der Grazer Kunstgewerbeschule 1938 bis 1941 ein, worauf das Studium an der Akademie der bildenden Künste in Wien folgte, wo er von 1947 bis 1950 seine erste Prägung in der Klasse von Fritz Wotruba erfuhr. Neben diesem war der damalige Rektor der Akademie, der Maler Herbert Boeckl, als Vertreter geometrischer und stereometrischer Gestaltungsprinzipien im Sinne Paul Cézannes für sein Schaffen von Bedeutung.

1950 erhielt Pillhofer ein Staatsstipendium und übersiedelte nach Paris, wo er bei Ossip Zadkine an der Académie de la Grande Chaumière studierte und in dessen Atelier arbeiten konnte. Seine Auseinandersetzung mit den Vertretern der kubistischen Plastik – neben Zadkine waren dies vor allem Jacques Lipchitz, Alexander Archipenko und Henri Laurens – blieb nicht ohne Einfluss auf seine Formensprache. In seiner Pariser Zeit machte er überdies Bekanntschaft mit weiteren bedeutenden Bildhauerinnen und Plastikern der französischen Metropole, so etwa mit Constantin Brâncuși, Germaine Richier oder Alberto Giacometti. „Für mich stand und steht“ – so Pillhofer 1994 über die Bedeutung seiner Pariser Zeit – „die menschliche Sinnbezogenheit mit der natürlichen Erscheinung im Medium der Skulptur nicht im Widerspruch zu einem glaubhaften zeitgenössischen Anliegen, so auch noch in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, allerdings in offener Wahrnehmung und mit den Erfahrungen der Moderne.“ In diesem Zitat rekurriert Pillhofer auf die „Klassik der Moderne“ in der Skulptur eines Aristide Maillol, Henri Matisse oder Wilhelm Lehmbruck – allesamt Bildhauer, die er sehr schätzte. Die Auseinandersetzung mit diesen verschiedenen künstlerischen Sprachen bedeutete für Pillhofer nach seiner Rückkehr nach Wien „die Grundlage und Ausgangssituation für alles Weitere“.

Pillhofer ging durch seine Affinität zur Natur in seiner Figurendarstellung von realistischen Gegebenheiten aus, demgegenüber nehmen ungegenständliche, der Abstraktion zustrebende Objekte aus vage geometrischen Formen in seinem OEuvre einen bedeutenden Platz ein. Der Aspekt der Reduktion sowie die Auseinandersetzung mit Räumlichkeit, Tektonik, Rhythmik und Proportion spielen in beiden Werkgruppen eine zentrale Rolle. Jederzeit ging es ihm – einem der am stärksten international orientierten und laut Wilfried Skreiner ersten gegenstandslosen Plastiker Österreichs – in seinem bildhauerischen Schaffen um eine formale Klarheit, die imstande sein sollte, einfache Strukturen aus komplexen Phänomenen durch die Fragmentierung der sichtbaren Wirklichkeit mit äußerster Sensibilität zu vermitteln.