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Klangspuren 2024 - The Lichtenberg Figures & Nachthorn

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THE LICHTENBERG FIGURES

Eva Reiter The Lichtenberg Figures (Version 2020)

Werk von Eva Reiter für Stimme und Ensemble, das in düster-elegischen, bisweilen klanglich abgründigen Momenten die Grenzen eines “Liederzyklus’” sprengt.

Ictus Ensemble

Wenn sich Elektrizität auf Hochspannung auf oder in einem isolierenden Material entlädt, dann passiert etwas Faszinierendes: Wie von Zauberhand entstehen baumartige Muster mit kleinsten Verästelungen, ähnlich der Form eines in viele Richtungen ausladenden Blitzes. Der deutsche Physiker Georg Christoph Lichtenberg hat zum ersten Mal eine solche Figur erzeugt, auf einer mit Staub bedeckten geladenen Isolatorplatte. „Unter anderem habe ich mit einem einzigen Schlag eine Menge Concentrischer Circkel hervorgebracht“, schreibt er in einem Brief über seine Entdeckung. „Es ist freilich gespielt, allein ein so schönes lehrreiches Spiel, dass ich mich dessen nie schämen werde.“ Mittlerweile gibt es Firmen, die Lichtenberg-Figuren auf Holz brennen und die gezeichneten Gegenstände für viel Geld verkaufen. 
Mit Eva Reiters Werk hat der sichtbar gewordene, für immer auf einem Material verewigte Blitz vor vier Jahren auch zum Klang gefunden: eine Folge von sieben Titeln für Stimme und Ensemble und sechs instrumentalen Zwischenspielen mit einem vorangestellten Prolog. Reiter beschäftigt sich in ihrer Arbeit immer wieder mit naturwissenschaftlichen Ereignissen und Gegebenheiten und überträgt ihre Auseinandersetzung mit diesen auf andere Kontexte. The Lichtenberg Figures ist für sie demnach ein „klingendes Psychogramm einer Gesellschaft“, wie sie selbst schreibt: „Wir tauchen immer wieder in gespiegelte, verzerrte, gebrochene Klangwelten ein, in denen der Hörer geblendet wird von Täuschungen und halluzinatorischen Sounds.“ Wie ein Text auch kann die metaphernreiche Welt dieses Werks „als eine Art persönliches Koordinatensystem, ein offenes Bezugssystem der eigenen Identität des Hörers verstanden werden.“ (HS)

NACHTHORN

LATE NIGHT – ORGEL-CLUBBING
Maxime Denuc Orgel mit Roboter, ÖEA
Kris Verdonck, Licht

Maxime Denuc und Kris Verdonck laden zu einem Orgel-Clubbing ein, bei dem die Orgel zu einem leistungsstarken Synthesizer mit „Originalton-Ästhetik“ wird.

Die Orgel, sagt der belgische Komponist Maxime Denuc, ist der älteste und beste Synthesizer der Welt: Die verschiedenen Register verkörpern unterschiedliche Klänge und Klangfarben, und die Orgel erschafft aus diesen Klängen eine Synthese. Gleichzeitig stellte die Traktur, also die Mechanik zwischen Taste, Luft und Pfeife, schon in der Antike ein technisches Meisterstück nicht nur des Instrumentenbaus dar. Denuc fügt der Orgel in seinem Album Nachthorn (2022) eine weitere Ebene hinzu: Er spielt das Instrument nicht mit den eigenen Händen und Füßen, sondern mittels einer Vorrichtung, die er auf die Tasten des Manuals legt – und diese mit einem Midi-Controller bedient. „Meine Arbeit mit Midi zielt darauf ab, Stücke zu schreiben, die nicht von Menschen gespielt werden könnten“, sagt er dazu in einem Interview – unter anderem hinsichtlich verschiedener Aspekte wie einer unbestechlichen Regelmäßigkeit und Präzision, die nur eine Maschine aufbringen kann. Klanglich verschwimmen scheinbar die Grenzen zwischen analog und digital erzeugten Sounds, auch rein harmonisch erinnern Denucs Soundgemälde eher an Rave als an Kirche – repetitiv, hypnotisch, soft. „In meiner Arbeit mit Midi habe ich versucht so weit wie möglich von dem wegzukommen, wie Orgelmusik üblicherweise klingt“, sagt er. (HS)