Körper

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KÖRPER
exponiert – inszeniert – diszipliniert
Heliane Wiesauer-Reiterer – Jakob Lena Knebl – Ulrike Lienbacher
 

Sind wir in unserem Körper beheimatet oder sind wir eben nur dieser Körper? Was vermitteln wir mit unserer Körpersprache? Der Körper als ein empfangender und aussendender Organismus auf dem letztlich unser ganzes Sein in der Welt beruht hat als Thema künstlerischer Umsetzung fast unzählbare Möglichkeiten der Repräsentation. 

Drei wichtige Wiener Künstlerinnen arbeiten auf diesem großen Feld mit sehr spezifischen Ansätzen:

In einem ihrer Themenschwerpunkte untersucht Heliane Wiesauer-Reiterer seit den 1980er Jahren den Körper in seiner existentiellen Geworfenheit. Stürzend, allein und klein, verletzt und sterbend schweben ihre nackten Figuren ausgeliefert im Raum, der im gesamten Werk eine wesentliche Rolle einnimmt. Vom expressiven Duktus der Frühzeit bis hin zu den aktuellen kraftstrahlenden Arbeiten steht der Körper als Chiffre für eine tiefgehende philosophische Forschung über die Gründe unserer Existenz. In der Zeit der Neuen Wilden war Wiesauer-Reiterer eine der ganz wenigen Frauen, die sich malend im männlichen Umfeld behaupten konnte. Bis heute führt sie die Körperthematik fort und präsentiert mit ihrem jüngsten Zyklus einen weiteren Höhepunkt des malerischen Werks.

Jakob Lena Knebl geht vom eigenen Körper aus, den sie im Rahmen von Performances und inszenierter Fotografie gleichsam zum Träger der künstlerischen Aussage macht. Dank ihres offenen und weiten Kunstverständnisses stehen ihr zahlreiche Möglichkeiten der Realisierung zur Verfügung, die sie bis hin zu skulpturalen Lösungen und raumfüllenden Inszenierungen einsetzt. Sie ist eine der avanciertesten KünstlerInnen, die sich in Wien mit der Frage von Geschlechterrollen und deren Visualisierungen auseinandersetzt. Gemeinsam mit ihrer Partnerin Ashley Hans Scheirl entstehen bühnenartige Ensembles, in die sie häufig kunsthistorische Bezüge einbauen. In der Inszenierung auch des eigenen Körpers durch Haltung, Bemalung und verschiedene Accessoires verwandelt sich die Künstlerin zu einer aussagekräftigen, ironisierenden Skulptur, im gezeigten Fall zu einer Hommage auf den Designer Ettore Sottsass.

Bei Ulrike Lienbacher ist es schließlich der Aspekt der Disziplinierung, der häufig ihre Körperarbeiten dominiert. Disziplin bedeutet Unterordnung unter ein meist gesellschaftlich auferlegtes Regelwerk, das bestimmte Zielvorgaben der äußerlichen und innerlichen Verfasstheit vorgibt. Optimierung, Gesundheit, Reinheit, Hygiene, Begehren und Sexualität stehen im Zentrum ihrer Beschäftigung mit dem Körper. Seine Stellung im Raum, die Pose, Verweise auf die Kunstgeschichte und gesellschaftliche Projektionen schwingen hier nicht nur mit, sondern sind scharf konzipiert. Dass das soziale Gefüge durch hohen Druck auf das Individuum funktioniert, wird gerade durch die konzentrierte Kontur deutlich. So wie die beiden anderen Künstlerinnen der Ausstellung ist auch Lienbacher nicht auf ein Medium festzulegen. Sie erarbeitet ihre inhaltlichen Schwerpunkte in der Skulptur, der Fotografie und der Zeichnung. Mit den gezeigten Arbeiten auf Papier entsteht so eine - bei aller Zartheit und Fragilität der Linienführung – starke Antwort auf die Malerei, Skulptur und Fotografie der Kolleginnen.