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© Roemer - Festwochen der Alten Musik Innsbruck

Konzert
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Kultursommer Wien - Zeitgeist: Hullygully

Showtimes

Vergangene Showtimes

Hully-Gully (dt. Halligalli), fröhliches, lärmendes Treiben; ausgelassene Stimmung
wenn dort Halligalli ist, gehe ich hin
(Duden)

In Europa bestand die Ständegesellschaft noch bis in das 20.Jhd hinein:
„Öffentlich-rechtliche Vorrechte oder Nachteile der Geburt oder des Standes sind aufzuheben. Adelsbezeichnungen gelten nur als Teil des Namens und dürfen nicht mehr verliehen werden.“ (aus: Verfassung des Deutschen Reiches, 11.August 1919)

Lange Zeit war die gebräuchliche Ständeordnung der Gesellschaft angelehnt an die Einteilung des europäischen Mittelalters:

erster Stand – Klerus
zweiter Stand – Adel
dritter Stand – ländliche/städtische Bevölkerung
– – –
unterständische Gruppen
(Knechte, Dienstboten, fahrendes Volk / Personen mit „unehrlichen“ Berufen – Scharfrichter, Henker, Totengräber, Prostituierte)

Erst in der Mitte des 18.Jhd gerieten die Grundlagen der Ständegesellschaft in Bewegung.

Die Musik als soziale Kunstform beschritt jedoch meist den anti-hierarchischen Weg. Die höfischen Tänze des 14./15. Jahrhunderts waren zuvor allesamt Volkstänze und somit der Folklore und den unteren Ständen entlehnt.
Die stark stilisierte Hoftänze bildeten zwar einen wesentlichen Bestandteil des steifen höfischen Zeremoniells, haben ihren Ursprung jedoch in der Volkskultur, dem Brauchtum der niederen Stände.

Mit dem Programm „hully gully“ widmet sich zeitgeist zum einen jener Musik, die der höfischen Kultur voran geht, also vom einfachen Volk gespielt wurde, und zum anderen auch ihrer späteren Form am Hof.
Das Ensemble beleuchtet Melodien der Alten Musik von verschiedenen sozial-historischen Stand-/Gesichts-punkten.

Es wird in „sinnlichem, wildem und zügellosem Charakter“ (Curt Sachs) über folkloristische Tänze improvisiert. Bekannte Melodien der Kunstmusik erklingen wieder in möglichen ursprünglichen Formen.

„Wo man singt, da laß‘ dich ruhig nieder,
böse Menschen haben keine Lieder.“
(Volksmund, vgl. Seume, Johann Gottfried: Die Gesänge, 1804)