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Lars Eidinger - Bertold Brecht - Hauspostille

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„Von Sonne krank und ganz von Regen zerfressen
Geraubten Lorbeer im zerrauften Haar
Hat er seine ganze Jugend, nur nicht seine Träume vergessen
Lange das Dach, nie den Himmel, der drüber war.“

Die „Hauspostille“ Bertolt Brechts ist Punk in seiner puren Essenz: Ein furios schreibender Brecht arbeitet sich in dieser Gedichtsammlung an den Rändern der Gesellschaft ab, er feiert die Verfluchten und säuft mit den Geächteten. Verführte, ertrunkene Mädchen in „seichten, braunversumpften Teichen“, Mordlust, Laster, Gier und rohe Gewalt, kurz alles Abgründige und Schmutzige, das die brave Elterngeneration verschämt hinter blütenweißen Gardinen versteckt, wird tabulos ans Licht gezerrt. Brechts dunkle Poesie weidet sich an der schaurigen Schönheit des Morbiden, entlarvt lustvoll das Scheinheilige – und war Vorbild für Ikonen der wohlig dunklen Popkultur wie Iggy Pop, Nick Cave oder Tim Burton.

Lars Eidinger, der bereits als Schauspieler ein Faible für all jene faszinierenden Figuren gezeigt hat, die am Rande der Gesellschaft stehen, kehrt mit Brechts „Hauspostille“ an den mittlerweile beinahe zum Hausberg gewordenen Semmering zurück. Eidinger und der Musiker Hans-Jörn Brandenburg nehmen einen tiefen Atemzug vom wilden Brecht und bringen dessen Lyrik mit der musikalischen Begleitung von Klavier, Keyboard und Harmonium als radikal funkelndes Gesamtkunstwerk auf die Bühne.

„Die Hauspostille wendet sich an das Gefühl des Lesers und dessen Verstand. Die Lektüre empfiehlt sich in Zeiten roher Naturgewalten und in Stunden des Reichtums, dem Bewusstsein des Fleisches und der Anmaßung. Zu singen ist sie unter Anschlag harter Misslaute. Sie hat zum Motto: Zum Dank dafür, dass die Sonne sie bescheint, werfen die Dinge Schatten." – Anleitung zum Lesen der „Hauspostille“