pferde.jpg

© Valerie Tiefenbacher

Theater

Nur Pferden gibt man den Gnadenschuss

Regisseur Miloš Lolić inszenierte am Volkstheater zuletzt Lazarus und Rechnitz (Der Würgeengel). In seiner Deutung von "Nur Pferden gibt man den Gnadenschuss" spielt auch das Volkstheater selbst eine herausgehobene Rolle.

Sie tanzen und tanzen und tanzen. Das Vergnügen, Körper zu Musik zu bewegen, ist ihnen zu einer nicht enden wollenden Prüfung geworden. Sie sind Teilnehmer eines unterhaltsam moderierten Tanzmarathons, bei dem das Paar gewinnt, das am längsten durchhält.

Der US-amerikanische Schriftsteller Horace McCoy hat 1935 das reale Phänomen der in der Zeit der Depression berüchtigten Tanzmarathons aufgegriffen und in eine große Metapher über den Wert des Menschen umgewandelt. In dieser legendär von Sidney Pollack verfilmten Geschichte kämpfen die mitmachenden Schauspieler/innen, Statist/innen und Desperados nicht allein um den ersten Platz, sie versuchen sich mit Extra-Darbietungen ins Rampenlicht zu rücken und hoffen auf die Aufmerksamkeit der großen Produktionsfirmen. Hoffen sie wirklich? Oder fügen sie sich willig in ein voyeuristisches Szenario der Selbstausbeutung, das nur ein „Gnadenschuss“ beenden könnte?