© Marcel Urlaub

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Volkstheater: Öl!

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Seit über einem Jahrhundert steht Erdöl im Mittelpunkt des menschlichen Lebens. Die zähe Flüssigkeit, entstanden aus über Jahrmillionen zusammengepresstem Plankton-Sediment-Gemisch, wird seit ihrer Entdeckung unermüdlich dem Planeten abgepresst. Kein Wunder: Erdöl hat eine große Energiedichte, treibt die Industrie an, die Weltwirtschaft – und damit auch die Politik. Öl lässt sich zu Medikamenten verarbeiten, zu Düngern, zu Plastik. Für die Förderung von Öl werden Menschen, Landschaften und das Klima ruiniert. Öl lässt uns die Freiheit der Geschwindigkeit erleben. Um Öl werden Kriege geführt. Öl ist der Schmierstoff der Moderne – ein Stoff voller Geschichte und voller Geschichten.

Die USA am Anfang des 20. Jahrhunderts. Bohrtürme sprießen aus dem Boden, die Grundstückpreise explodieren. Firmen werden gegründet und Arbeiter angeheuert, die unter Einsatz ihres Lebens die sprudelnde, klebrig-schwarze Ölflut Südkaliforniens unter Kontrolle bekommen sollen.
Ein Ölbaron ist zur rechten Zeit am rechten Ort. Er kauft Ländereien auf, erschließt Ölfelder, fördert wie besessen und verkauft noch besessener. Er verdient Millionen und schafft so ein Imperium, das bis ins Hollywood der Stummfilm-Ära reicht. Und immer mit dabei: sein Sohn, dem diese Welt immer mehr zum Rätsel wird.

Denn er ist anders. Er lernt auf einer Ranch, die sein Vater aufkauft, drei Geschwister kennen. Er ist entsetzt über ihr Leben in Armut und Elend, entsetzt über die brutale Mechanik von Kapitalismus und Fortschritt. Allmählich gerät er zwischen die Kampflinien. Das Jahrhundert des Erdöls hat begonnen – wofür wirst du dich entscheiden, wenn die Erde Feuer fängt?

Sascha Hawemanns Inszenierung erzählt von Triumph und Tragödien der Petromoderne. Von Südkalifornien aus weitet sich der Blick in Schlaglichtern auf Saudi-Arabien, Österreich, Aserbaidschan, Norwegen, Jugoslawien, Hollywood, auf die Schlachtfelder des Ersten Weltkriegs und der Gegenwart, auf ein Jahrhundert voller Geschichten aus Rausch und Raubtierkapitalismus, Glücksgefühlen und Gier, Verzauberung und Versuchung. „Heute Nacht im Traum da war ich Prometheus.“