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© hdgö / „Der Deutschmeister“, Regie: Ernst Marischka, A 1955

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Österreich als filmischer Sehnsuchtsort

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In der neuen Web-Ausstellung widmet sich das Haus der Geschichte Österreich (hdgö) dem Einfluss des Kinos auf das neue österreichische Nationalbewusstsein nach Ende des Zweiten Weltkriegs.

"Jedes Jahr begleiten uns Kostümfilme durch das weihnachtliche Fernsehprogramm. Sie sind leichte Unterhaltung, hatten zu ihrer Entstehungszeit aber auch eine wichtige gesellschaftliche Funktion. Diesen Zusammenhang zeigen wir in einer neuen Web-Ausstellung auf", so Monika Sommer, Direktorin des hdgö. "Das Kino der Nachkriegszeit erreichte hunderttausende Menschen und beeinflusste damit die österreichische Identität weit wirkungsvoller als jedes Regierungsprogramm."

Österreicher und die Sehnsucht

Der Film spielte eine zentrale Rolle in der Schaffung eines österreichischen Nationalbewusstseins. Der „Wiedergeburt“ Österreichs im Jahr 1945 standen viele mit Skepsis gegenüber. Vor dem „Anschluss“ 1938 war Österreich ein krisengeschütteltes, unbedeutendes Land gewesen, das politisch tief gespalten war. Teil des deutschen Reichs zu sein, erlebte ein großer Teil der österreichischen Bevölkerung als neue Größe, aus der eine verheerende Niederlage folgte. Nicht nur die Zukunft, sondern auch die eigene nationale Identität erschien höchst unsicher. War sie deutsch oder war sie österreichisch? Und was bedeutete „österreichisch“?

Der österreichische Film reagierte auf die breite gesellschaftliche Verunsicherung, indem er dem Publikum auf unterhaltsame Weise die Eigenarten und Vorzüge des Österreichischen vermittelte. Die unmittelbare Vergangenheit berührte das Kino kaum. Stattdessen bot es dem Publikum Ablenkung durch lustige Verwechslungskomödien, schwungvolle Melodien und Bilderbuchlandschaften. Der historische Kostümfilm übersprang Krieg und Nationalsozialismus und ließ Österreichs glorreiche Vergangenheit in der Habsburgermonarchie wiederaufleben und Österreich damit in neuem – altem – Glanz erstrahlen.

Kino als Former für Identität

Das Kino erreichte hunderttausende Menschen, und beeinflusste damit die nationale Identität (oder Identitäten) der ÖsterreicherInnen weit wirkungsvoller als jedes Regierungsprogramm. Die heimische Filmindustrie stellte sich nur zu gern in den Dienst des nationalen Identitätsprojekts. Sie war durch alliierte Exportverbote vom größten Absatzmarkt Deutschland abgekoppelt und gleichzeitig bemüht, von der eigenen Mitwirkung in der nationalsozialistischen Filmwirtschaft abzulenken.

In der Propagierung des Österreichischen verbanden sich die Zielsetzungen der politischen Eliten auf ideale Weise mit den Interessen der Filmindustrie und den Sehnsüchten der Bevölkerung

Online-Ausstellung des hdgö

Anhand von Filmausschnitten berühmt gewordener Werke greift das hdgö vier Aspekte auf, die der Einordnung der heimischen Nachkriegsfilme dienen. "Starke Frauen im Nachkriegskino" zeigt etwa selbstbewusste Frauen, die sich weder von Männern noch von Geldnot abhalten ließen, ihre Ziele zu erreichen. Dazu zählen etwa "Die Fiakermilli" aus dem Jahr 1953 oder "Rendezvous im Salzkammergut" von 1948. Zu den weiteren thematischen Gruppen zählen "Tanzen statt schieß" (u.a. mit Franz Antels "Kaiserwalzer"), "Österreich - Immer Opfer?" (u.a. mit "Der Engel mit der Posaune") und "Schuldig oder nicht schuldig?" mit "Die Frau am Weg".