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Der Anfang der Oper stellt existentielle Fragen in den Raum: Wie soll man richtig leben? Warum hängen die Menschen so sehr am Leben? Was ist gut an diesem Erdendasein?

Seine Schönheit ist doch nur Schein, es steckt voller Eitelkeit, Beschwerden und Gefahren. Da die Blicke der Menschen durch Sünde getrübt sind, soll ihnen ein Schauspiel vorführen, dass nur die Wendung zu Gottes Liebe glücklich machen kann. Zu Beginn des Spiels mahnt TEMPO, die Zeit, das Jüngste Gericht sei nahe, man müsse sein Herz zu Gott lenken. INTELLETTO, der Verstand, ist davon bereits überzeugt; CORPO und ANIMA, Körper und Seele, sind sich jedoch noch nicht einig. ANIMA findet in der Welt nicht, wonach sie sich sehnt, während CORPO den Verdacht nicht loswird, dass weltliche Genüsse Befriedigung bringen könnten.

Als ANIMA darauf insistiert, Gott nachzustreben, preist der Chor zur Festigung ihrer Ansicht Gottes Güte. CORPO stimmt ANIMA nun zu. Ihre Einigkeit wird aber noch auf die Probe gestellt. Dabei steht ihnen CONSIGLIO,der gute Rat, zur Seite. PIACERE, das Vergnügen, schildert die Schönheit von Natur und Liebe und führt CORPO und ANIMA damit in Versuchung. Beinahe fällt CORPO darauf herein, aber ANIMA bleibt standhaft. Da CORPO murrt, befragt ANIMA den Himmel. Durch ein Echo bekräftigt eine himmlische Stimme ANIMAS Haltung. Zur weiteren Stärkung erscheint ein Schutzengel, denn nun tritt ihnen MONDO, die Welt, persönlich entgegen und verspricht Glanz und Reichtum. CORPO will sich ihr schon unterwerfen, selbst ANIMA sinnt auf einen Kompromiss zwischen Welt und Gott, da greift der Schutzengel mahnend ein.

Die Welt schickt daraufhin VITA MONDANA, das weltliche Leben, mit all seiner verlockenden Lieblichkeit ins Treffen. Aber unter dem äußeren Glanz von Welt und weltlichem Leben verbirgt sich elende Hässlichkeit. Als sich diese enthüllt, wendet sich auch CORPO endgültig Gott zu. CORPO und ANIMA werden als Vorbilder für die Menschen in den Himmel eingeladen, wo ihnen bei einer Befragung der Verdammten und der Seligen deren Leid und Glück noch einmal direkt offenbart wird. Mit einem Fest zum Preise Gottes endet die Vorführung.

Emilio de’ Cavalieri pendelte sein Leben lang wie die allegorischen Figuren seines Stückes zwischen weltlichem Glanz und frommer Einkehr. Als er 1600 für die Feierlichkeiten zum Heiligen Jahr in Rom die Rappresentatione di Anima et di Corpo schrieb, hatte er die vielfältige Tätigkeit als Intendant der Feste am Hof von Ferdinando de’ Medici in Florenz hinter sich, wo in einer Intellektuellenrunde, der Florentiner Camerata, Ideen zur Wiederbelebung der griechischen Tragödie ersonnen wurden, die schließlich zur Erfindung der Oper führten.