© Robert Motherwell

Showtimes

Vergangene Showtimes

10:00 - 18:00
Kunstforum Wien

Erste Retrospektive zum Werk des großen amerikanischen Künstlers in Österreich seit 1976 - und in Europa die erste seit 1998.

Robert Motherwell (1915-1991) zählt mit seinem reduzierten Ausdrucksvokabular im Monumentalformat zu den bedeutendsten Vertretern des Abstrakten Expressionismus. Beeinflusst von europäischer Literatur und Malerei, gilt der US-Amerikaner als intellektuelles Pendant zu Jackson Pollock. Unter dem Titel "Pure Painting" widmet das Kunstforum Wien dem Künstler nun eine Retrospektive. Rund 40 Werke werden in dieser Überblicksschau, die laut Kunstforum zugleich die erste seit 25 Jahren in ganz Europa ist und sich allein dem malerischen Schaffen des Künstlers, der auch Collagen und Drucke angefertigt hat, präsentiert.

Seine figurativen Anfänge waren noch eng im französischen Surrealismus verwurzelt. Im Austausch mit André Breton oder Marcel Duchamp, die infolge des Zweiten Weltkriegs nach New York immigriert waren, machte sich Motherwell mit der Technik des Automatismus vertraut. Bald begann der im Bundesstaat Washington und in Kalifornien aufgewachsene, studierte Kunsthistoriker, Philosoph, Literaturwissenschafter, der Peggy Guggenheim seine erste Einzelausstellung zu verdanken hatte, nicht nur seine eigenen Ausdrucksformen zu entwickeln, sondern auch in Serien und Zyklen zu arbeiten.

Eine der wichtigsten ist die Werkgruppe "Elegies to the Spanish Republic", die er schon 1948 beginnt und bis zu seinem Tod 1991 mit mehr als 150 Gemälden fortführt. "Kraftvoll, impulsiv, vielleicht mit ein bisschen Gewalt drin" beschreibt Benesch die stellvertretend in der Schau gezeigten Exemplare. Schwarze archaische Formen auf weißem Hintergrund - vor allem Ovoide, also eiförmige dreidimensionale Körper, und mächtige senkrechte Balken - mit reduzierten Farbeinsprengseln prägen Motherwells expressive Auseinandersetzung mit den Gräueltaten des Spanischen Bürgerkriegs von 1936 bis 1939.

Ungleich minimalistischer, zarter und auch verspielter gestaltet sich indes die sogar mehr als 200 Arbeiten umfassende Serie "Opens", die von 1967 bis 1981 entstand. Inspirationsquelle waren zwei aneinandergelehnte Gemälde im Atelier Motherwells. Der Künstler zog den Umriss des kleineren mit Kohle auf der Leinwand des größeren nach, drehte letzteres um 180 Grad und sah am oberen Bildrand eine Art schwebendes Fenster. In der Folge variierte er das Motiv zigfach und kombinierte unterschiedliche Farben. Unter den für "Pure Painting" ausgewählten Beispielen findet sich auch ein sehr berührendes, das sich in der Farbgebung auf die "Elegies" bezieht: ein kleines weißes Rechteck auf riesigem rabenschwarzen Hintergrund. Dieses "Open" widmete Motherwell seinem engen Malerfreund Mark Rothko, der am 25. Februar 1970 Selbstmord beging.

Motherwell gilt als Intellektueller unter den Abstrakten Expressionisten, weil seine Werke oft auf literarische oder philosophische Einflüsse referenzieren. Er malte bis zu seinem Lebensende. Aus der Spätphase des Künstlers zeigt das Kunstforum u.a. "A Rose for James Joyce" und "Stephen's Iron Crown" - beide sind eine Verneigung vor dem irischen Dichter Joyce, der ihn zeitlebens begleitete und inspirierte.