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Theater Leo

Der „rasende Reporter“ Egon Erwin Kisch und die Wirklichkeit

„Nichts ist erregender als die Wahrheit“, hat er einmal gesagt, und trotzdem ist der begnadete Prager Schriftsteller Egon Erwin Kisch (1885-1948) ein Reporter gewesen, der es mit dieser Wahrheit nicht immer ganz genau genommen hat. Möglicherweise sind seine Ausgeburten dichterischer Freiheit gerade deshalb so beeindruckende Zeugnisse schillernder Welten und Miniaturen dessen, was er selbst mit dem Satz: „Nichts ist exotischer als unsere Umwelt“ beschrieb.
„Egonek“ war ein stilistisch brillanter, philanthropischer und politisch randständiger Held der Feder, der vom „Fall Redl“ bis zum „Marktplatz der Sensationen“ das meiste vom Schreibtisch aus skizzierte; heraus kamen Halbwahrheiten und „Fake News“ mit moralischem Anspruch, doch großem Unterhaltungswert.
Im Pariser Exil hat Kisch Ende der 30er Jahre dem Freund Friedrich Torberg sein Überlebenskonzept anvertraut:
„Weißt du, mir kann eigentlich nichts passieren. Ich bin ein Deutscher. Ich bin ein Tscheche. Ich bin ein Jud. Ich bin aus einem guten Haus. Ich bin Kommunist ... Etwas davon hilft mir immer.“
Martin Haidinger liest Ausschnitte aus Meisterreportagen und anderen Werken des „rasenden Reporters“.