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Theater

Sidi Larbi Cherkaoui: Vlaemsch (chez moi)

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Kosmopolit, Brückenbauer, Chamäleon: Wie kaum ein anderer zeitgenössischer Choreograf vermag Sidi Larbi Cherkaoui einen pulsierenden Kosmos aus Kulturen und Kunstformen zu vereinen und von Mal zu Mal aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Den im mehrsprachigen Belgien geborenen und aufgewachsenen Sohn einer flämischen Mutter und eines marokkanischen Vaters treibt seit jeher die Frage nach den eigenen Wurzeln um. Wie lässt sich Identität definieren? Was macht ein Individuum, ein Volk oder eine Nation aus?

In Vlaemsch (chez moi), dem ersten Teil seines neuen Diptychons, setzt sich Cherkaoui mit dem kulturellen Erbe Flanderns auf persönlich-autobiografischer wie öffentlich-gesellschaftlicher Ebene auseinander: „Geografisch gesehen ist Flandern eine Kreuzung von Eindrücken. Als eine Art Zwischenfigur hat es mit allen möglichen Formen von Identität zu tun.“ Mit dem bildenden Künstler Hans Op de Beeck, dem Antwerpener Modedesigner Jan-Jan Van Essche sowie dem renommierten Lautenspieler Floris de Rycker und dessen Ensemble Ratas del viejo Mundo geht Cherkaoui der gemeinsamen Herkunft nach. Mit ihren jeweils eigenen künstlerischen Handschriften erforschen die vier zeitgenössischen „flämischen Meister“ die tief liegenden Schichten des flachen Landes, die sie von der Gegenwart bis ins 15. Jahrhundert führen, als Flandern für seine lebendige, innovative Kunstszene weltweit Ruhm erlangte. Ihnen gegenüber steht ein internationales Ensemble aus Tänzer:innen und Schauspieler:innen, das in die Mythen der flämischen Kultur eintaucht. Im Gewirr der kulturellen Wurzeln offenbaren sich nach und nach Fragen, die mehr denn je Gegenstand hitziger Debatten geworden sind: Wie kann man seine Kultur mit anderen teilen, ohne gleich in die Fallen von Annexion oder unrechtmäßiger Aneignung zu tappen? Welche Werte können wir als Individuen, Bürger:innen und Gesellschaften noch wertschätzen? Und wie kann die Weitergabe einer Kultur als Akt der Großzügigkeit begriffen werden?