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© @ Stephane Gladieu

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Stephane Gladieu – Artist Talk

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18:30 - 21:00
Leica Galerie Wien

Der Artist Talk mit dem französischen Meister der Portraitfotografie findet am Dienstag, 16. Juni 2023 um 18:30 Uhr in der Leica Gallery Vienna in der Seilergasse 14, 1010 Wien statt.
Um Anmeldung wird gebeten: [email protected]

Stephan Gladieu wurde 1969 geboren, er lebt und arbeitet in Paris. Seine Laufbahn begann der Fotograf 1989 mit der Berichterstattung über große welterschütternde Konflikte, wie den Sturz von Ceausescu und den Folgen von Hurricane Katrina in New Orleans. Während dieser, von Reportagen geprägten Jahren, entwickelte er einen ikonischen Portrait-Stil, in dem er künstlerische Ästhetik mit dokumentarischen Aspekten verbindet.

Heute konzentriert sich Gladieu hauptsächlich auf Serien, die sich mit historischen, anthropologischen oder soziologischen Aspekten befassen. Beispielsweise thematisiert er den Völkermord in Namibia, die Geheimgesellschaften in Benin und das tägliche Leben der Nordkoreaner.

Sein fotografischer Ansatz basiert auf einem Zitat von Victor Hugo: "Die Form ist die Substanz, die an die Oberfläche tritt“. In seinen leuchtenden Portraits verwischen die Grenzen zwischen Fiktion und Realität.

Seine Arbeiten wurden in vielen Ausstellungen gewürdigt wie bei Fotofestival in Arles, im Musée Branly Paris, in der LVMH Fondation in Paris, im Museum der 5 Kontinente in München, im Rahmen der Photo London, bei der Photo Basel, in Tel-Aviv, Kapstadt, Charleroi, Berlin, Washington, … und jetzt in Baden beim Festival La Gacilly-Baden Photo.

„Die Demokratische Republik Kongo ist ein geologischer Skandal“, konstatiert Stephan Gladieu schonungslos. Die DR Kongo ist der zweitgrößte der 54 Staaten Afrikas und verfügt über immense Vorkommen an Bodenschätzen: Gold, Coltan, Diamanten, Kobalt, Erdöl ... Dennoch belegt das Land in der Liste der ärmsten Länder der Welt Rang acht.
 
Die Slums der Hauptstadt versinken im Müll: Mobiltelefone, Plastik, Flaschen- korken, Styropor, Reifenschläuche, Stoffe, Kabel, Spritzen, Pappschachteln, Autoteile, Dosen ...
 
In dieser Serie inszeniert Gladieu das Künstlerkollektiv „Ndakuya la vie est belle“ („Ndaku ya – Das Leben ist schön“), das 2016 vom Künstler Eddy Ekete gegründet wurde und das aus den Abfällen von Kinshasa Kostüme herstellt, um auf die Umweltverschmutzung aufmerksam zu machen. Die Maler:innen, Sänger:innen und Musiker:innen wollen veranschaulichen, welche Tragödie ihr Alltag darstellt, welche Kämpfe dadurch angefacht werden, wie Männer und Frauen ausgebeutet werden und wie das Elend sie ihrer Würde beraubt.
 
Sie nutzen Abfall als Werkstoff und fertigen daraus Kleidung und Masken an, die von afrikanischen Traditionen inspiriert sind. Damit wollen sie das ökologische Chaos anprangern, das in der DR Kongo herrscht. „Das Kollektiv hat sich sofort
zu diesem Projekt bereit erklärt“, erzählt Gladieu. „Ich habe die Porträts in den Straßen von Kinshasa gemacht, damit sich zwischen dem Setting und den porträtierten Figuren Wechselwirkungen ergeben. Ich wollte das respektable Engagement dieses Künstlerkollektivs bekannt machen, das gegen den Konsumwahn und seine Folgen für die Umwelt kämpft.“
 
Diese bizarren Kostüme, halb Rüstung, halb Uniform, dienen vor allem einem Zweck: Sie wollen uns wachrütteln und zum Nachdenken über unseren Lebensstil anregen. Denn der hier gezeigte Homo detritus, ein groteskes Fabelwesen, steht vor allem für ein Übel der modernen Zeit: Konsumwahn in all seiner Sinnlosigkeit.