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© Kunstraum Innsbruck

Über das Neue. Junge Szenen in Wien

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In Wien gibt es derzeit eine besonders vielseitige und lebendige Praxis der Kunstproduktion und -präsentation einer neuen Generation. Das reflektiert Über das Neue. Junge Kunst aus Wien: Die Schau gibt Einblick in das Schaffen von 18 Künstlerinnen und Künstlern bis zu einem Alter von 35 Jahren.

Basierend auf der Ausstellung Über das Neue. Junge Szenen in Wien, die im Frühjahr im Belvedere 21 zu sehen war, wurden Konzept und Auswahl an die räumlichen Möglichkeiten im Kunstraum Innsbruck angepasst. Grundsätzlich haben die Kurator_innen Severin Dünser und Luisa Ziaja mit diesem Projekt versucht, die Anliegen und Haltungen verschiedener Protagonistinnen und Protagonisten in ein Verhältnis zu ihren Ausdrucksformen zu bringen – auch wenn es unmöglich ist, das junge Kunstschaffen in Wien in seiner gesamten Bandbreite innerhalb einer Ausstellung abzubilden.

Der Titel Über das Neue wurde ganz im Bewusstsein der Problematiken gewählt, die Begriffe wie „neu“, „jung“ und „lokal“ mit sich bringen, weil sich in diesen auch die Problematiken des Formats selbst spiegeln. Das „Neue“ in der Kunst ist ein vielfach aufgeladener Begriff. Paradigmatisch steht es in der Moderne für das Streben der künstlerischen Avantgarden, das jeweils Vorhergehende abzuschütteln, zu überwinden und zukunftsvisionär nicht nur eine neue Kunst, sondern auch einen neuen Menschen, ja eine neue Welt zu entwerfen. Pluralität, Polyphonie und Multiperspektivität sind demgegenüber zu Schlüsselbegriffen einer postmodernen Ästhetik geworden, die von der Entgrenzung zwischen Gattungen, Medien, Hoch- und Populärkultur, Kunst und Alltag geprägt ist. In einem Zusammenspiel von Überstimulierung (durch digitale Medien, hyperzirkulierende Bilder und Inhalte) und Erschöpfung (durch permanentes Recycling kultureller Ausdrucksformen) ist heute die Idee des Neuen gänzlich aus dem zeitgenössischen Denken verschwunden. Das Gegenwärtige ist solcherart mit Vergangenem durchtränkt, dass Unterscheidungen erodieren. Ebenso verschüttet scheint das Wissen darum zu sein, dass all das nicht neu ist und dass nicht nur das Neue tatsächlich einmal möglich war, sondern auch eine andere Realität denkbar.

Im Begriff des Neuen treffen also verschiedene Diskurse und Denkschulen aufeinander, die als Rahmenbedingungen gegenwärtigen künstlerischen Schaffens verstanden werden können. Gleichzeitig weckt dieser Begriff in seiner alltagssprachlichen Dimension bei den Rezipientinnen und Rezipienten jeweils individuelle Erwartungshaltungen, die vermutlich unerfüllt bleiben werden. Diese Diskrepanz und den daraus resultierenden Diskussionsbedarf versuchen die Kurator_innen, mit dem Titel, der Boris Groys direkt zitiert, zu adressieren.