© Ulrike Königshofer

Ulrike Königshofer - The Faulty Image

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Di bis So und an Feiertagen
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Diese Ausstellung bildet den Abschluss einer Reihe von drei Präsentationen, die im Jahr 2021 zusätzlich zum regulären Programm gezeigt werden.

Der Begriff »Wahrnehmung« geht noch auf die Vorstellung zurück, dass man für »wahr« halten könnte, was uns über die Sinne vermittelt wird: Ich weiß, dass es wahr ist, weil ich es mit eigenen Augen gesehen habe; ich weiß, dass es wahr ist, weil ich es selbst gehört habe … Genauso alt wie diese Vorstellung ist aber auch der Zweifel daran, ob das Wahrgenommene mit dem Gegenstand der Wahrnehmung übereinstimmt – Platons Höhle und die Folgen. Anstelle wahrzunehmen, was wahr ist, gibt sich Wahrnehmung als Produktion einer Sinneserscheinung zu erkennen, die der Täuschung und dem Schein vertraut. Das nun geläufige Wissen um den Trugschluss im Begriff der »Wahrnehmung« hat aber nichts daran geändert, in der Praxis des Alltags weiterhin auf diese zurückzugreifen, um sich verschiedenen Aufgaben und Fragen zu stellen. Dazu gesellt hat sich eine Geschichte der Technologie, die der beeinträchtigten und beeinträchtigenden Sinnesapparatur des Menschen als Korrektiv zur Seite stand. Sie sollte dafür sorgen, mehr zu sehen als das mit bloßem Auge Sichtbare, ein genaueres und objektiveres Bild, um das Defizitäre der Wahrnehmung zu kompensieren, ja der Wahrheit medial näher zu kommen. Die Rede vom »Objektiv« in der Fotografie zeugt noch von dieser Korrektur des subjektiv gefärbten Sehens. Die fotografischen Bilder sollen nun Zeugnis davon ablegen, was sich der Wahrnehmung entzieht. Das Apparative verspricht auf Basis bloß optischer, physikalischer und chemischer Prozesse ein unbeeinflusstes Bild, zugleich Dokument und Beleg – nur medial sei der Abstand, der den Gegenstand von seinem Abbild trennt. Die apparative und mediale Dimension dieses Abstands erscheint immun gegen das Subjektive, verdankt sie sich doch technologischer und wissenschaftlicher Provenienz; die unausweichliche Interpretation durch die Wahrnehmung und ein Assoziieren des Subjektiven mit dem Objektiven seien nun Geschichte.


Aber auch der Zweifel an der Objektivität dieses bloß medialen Abstands hat Geschichte. Sie reicht vom Wissen über die Manipulierbarkeit von Bildern bis zu den verfügbaren Filtern und Korrekturmodi, die heute jedem Programm zur Fotobearbeitung eingeschrieben sind. Darüber noch aufzuklären und eine Kritik darauf auszurichten, hieße Eulen nach Athen zu tragen. Anders verhält es sich mit den Arbeiten von Ulrike Königshofer, die sich genau diesem medialen Abstand widmet. Ihr geht es nicht darum, bloß den Scheincharakter des vermeintlich Objektiven am Apparativen herauszuschälen, sondern eine – wenn man so will – mutierte Form von Subjektivität in den medialen Apparaturen ans Licht zu bringen. Wenn sie etwa in der Werkreihe Zero (2021) fotografische Aufnahmen im völligen Dunkel macht, dann bringt sie damit die Apparatur dazu, die fehlende Information selbst durch Interpretationen zu kompensieren. Je nach Sensibilität der verschiedenen Kamera-Sensoren werden diese Fehlstellen, dieser Mangel an Licht und Information, unterschiedlich interpretiert und entsprechend verschiedene Bilder produziert. Das gleiche Motiv »motiviert« zu unterschiedlichen medientechnologischen »Wahrnehmungen«. Sichtbar wird dadurch nicht nur der Schein des Objektiven, sondern eine Subjektivierung, die bis in die Programmierung der bildgenerierenden Verfahren hineinreicht. Was in diesen Arbeiten erscheint, ist ein Begriff von Technologie, die sich wie ein Subjekt verhält – ein Pseudo-Subjekt, das genauso interpretiert, Bedeutungen und »Einstellungen« generiert. Gleiches gilt für Königshofers Werkreihe Pic­turing Pictures (2018), in der sie jeweils verschiedene technologische Wahrnehmungen von Reproduktionen ein und desselben Kunstwerks nebeneinander zeigt, um den Interpretationsspielraum und die Verschiedenheit der medial generierten Übersetzungen selbst zu exponieren. Das vermeintliche Abbild trägt eher die Züge einer originären und eigenschöpferischen Übersetzung denn jene einer »Reproduktion«.


Was Königshofer damit gelingt, ist die Dokumentation eines Sub­­jektbegriffs, der sich in und als Technologie zu Wort meldet. So kann sie mit den verschiedenen Medientechnologien zugleich einen Dialog führen, um deren inhärente Subjektivität zum Sprechen zu bringen – den Medien eine Autor*innenschaft zusprechen, die deren Begriff im Verborgenen halten sollte. (Andreas Spiegel)