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© Andreas Pohlmann

Theater

Wer hat Angst vor Virginia Woolf?

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Hass, Minderwertigkeitsgefühle, Ängste vor Alter, Impotenz und Tod, das ist es so ungefähr, worum es in Edward Albees 1962 uraufgeführtem Ehedrama - heute ein Klassiker der Moderne - geht.

Es gehört mittlerweile genauso zu unserer Kunst - und Kultur - welt wie Andy Warhols Suppendose; beides Ikonen des 20. Jahrhunderts. Wäre " Wer hat Angst vor Virginia Woolf?" nicht mehr als eine kleine miese Ehegeschichte, wie es sie tagtäglich überall gibt, wäre das Stück längst vergessen. Es hat sich aber im Laufe der Jahrzehnte gewissermaßen selbst aufgepumpt, so dass es längst mehr ist als ein x- beliebiges Ehedrama. Schon zu Anfang ein großer Bühnenerfolg erlebte es 1967, fünf Jahre später, einen zweiten gewaltigen Schub.

Großen Anteil daran hatten interessanterweise zwei Schauspieler, Liz Taylor und Richard Burton, die das rücksichtslos Exzessive und Selbstzerstörerische beruflich wie privat in einem Maß repräsentierten, wie man es bis dahin für unmöglich gehalten hatte. Hier wurden Biederkeit, Prüderie und Verlogenheit der bügerlichen Ehe an den Pranger gestellt und die restaurative Nachkriegsgesellschaft sturmreif geschossen - in einer Zeit, als man sich gerade wieder an Wohlstand gewöhnt hatte und der atemberaubende Zynismus einer akademischen Mittelschicht, die nach außen hin Anstand und Moral vertritt, deren Wohnung aber längst zum völlig verkommenen Drecksoch mutiert, weist über sich selbst hinaus aufs Ganze, auf die Welt - und dies in einer Zeit, als die Proteststürme der Jugend sich gegen das Establishment und gegen den Krieg Amerikas in Vietnam richteten.

Aber >> Wer hat Angst vor Virginia Woolf...?<< ist nicht nur ein Existenzdrama, es ist seltsamerweise auch komisch, denn das streitende, seit 20 Jahren verheiratete Ehepaar nutzt seine Exzesse als Bühne und zieht ein junges frisch verliebtes Pärchen mit in seine Spiele hinein. Sie begnügen sich nicht damit, sich selbst zu zerstören, sondern dehnen die Schlacht auf die Jugend aus..