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Theater

L'Orfeo

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Was macht Claudio Monteverdis 1607 am oberitalienischen Hof zu Mantua uraufgeführte Favola d’Orfeo (Legende von Orpheus) zur ersten Oper? Natürlich gab es vereinzelte Vorläufer. Doch in diesem Werk ist es erstmals die Musik selbst, die nicht nur als Allegorie im Prolog sinnbildlich das Wort ergreift, sondern das gesamte szenische Geschehen kongenial durchwirkt.

Die Orpheus-Dichtungen der Antike und Renaissance hatten den mythischen Sänger, der die ganze Natur zu bezaubern und selbst die Unterwelt zu erweichen wusste, eher als virtuosen Meister der Beredsamkeit denn als Musiker interpretiert. Erst Monteverdi lud zu einer Feier der durch die Errungenschaften des neuen »darstellenden Stils« (stile rappresentativo) entfesselten musikalischen Triebkräfte. Vielstimmige, tänzerisch beschwingte oder feierlich gemessene Chöre und ein reich besetzter instrumentaler Apparat rahmen Monteverdis klingende Wort- und Affektausdeutung, die uns bis heute mit unverminderter Frische und Empfindungstiefe berührt. Nach himmelhochjauchzenden Hochzeitsvorbereitungen, die durch die Nachricht vom Tod der Braut Eurydike, die durch einen Schlangenbiss verstarb, jäh unterbrochen werden, durchmessen wir mit dem verwaisten Orpheus Abgründe der Trauer und Verzweiflung und begleiten ihn auf seinem Weg in die Unterwelt. Nachdem er »jede Hoffnung hat fahren lassen« stimmt er einen Gesang an, der alle Register verinnerlichter Empfindung und hochvirtuoser Entäußerung zieht. Paradoxer Weise führt uns aber dieses Herzstück der Oper nicht nur die Macht, sondern auch die Ohnmacht des Gesanges vor Augen: Charon, der Fährmann, bleibt diesem beschwörenden Bittgesang gegenüber taub und verweigert die Überfahrt ins Totenreich. Nur der Umstand, dass er in Schlaf fällt, ermöglicht es Orpheus, sich ganz unheroisch dort einzuschleichen. Und es ist auch nicht Orpheus’ Gesang unmittelbar, sondern erst die Fürbitte von Plutos Frau, die den Totengott veranlasst, in die Rückgabe Eurydikes einzuwilligen.

Diese geschieht zudem unter einer Bedingung, die dazu führt, dass Orpheus sie ein zweites Mal verlieren wird. Triumph und Elend der Kunst sind der Gattung Oper somit seit ihrem Ursprung eingeschrieben:»Wieder versuchen. Wieder scheitern. Besser scheitern« (Beckett). Regisseur Tom Morris lädt alle Besucher zu einer Hochzeitsparty, die er als zeitgenössische Entsprechung zum höfischen Fest als Rahmen für seine Inszenierung gewählt hat.