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Was ist los in Wien

"Ort für alle": Besuch im neuen Pratermuseum

Hölzerne Latten, eine kurvige Form und knallig-orangene Details: Das neue Pratermuseum fügt sich bestens in die heterogene Kulisse seiner Umgebung ein. Denn der Prater – und das war den Köpfen hinter dem Museum sehr wichtig – lebt von seiner Vielfalt, die sich auf die äußeren Fassaden, aber auch auf die unterschiedlichen Arten der Buden und Fahrgeschäfte bezieht.

Pratermuseum als historischer Ort

Bürgermeister Michael Ludwig und Veronica Kaup-Hasler, Stadträtin für Kultur und Wissenschaft, eröffneten am Donnerstag den neuen Anlaufplatz für Wiener:innen und Tourist:innen feierlich. Großes Lob wurde dabei an das Team des Wien Museums, welches sich für das Projekt verantwortlich zeigt, ausgesprochen. Denn die Planung für den Umbau des Standorts Karlsplatz sowie die Konzeption dieses gänzlich neuen Ausstellungshauses im Prater ist gleichzeitig abgelaufen.

Die Offenheit ohne Konsumzwang ist nicht nur charakteristisch für den Prater, sondern spiegelt sich auch im neuen Museum wider. Dieses ist nämlich von zwei Seiten – aus Richtung Riesenrad und aus Richtung Madame Tussauds – kostenlos betretbar. Natürlich muss für die Ausstellung Eintritt gezahlt werden (8,- Euro für Erwachsene, freier Eintritt unter 19 Jahren), jedoch begrüßt die Besucher:innen schon im Foyer ein riesiges Wimmelbild. Zu sehen ist eine von Grafiker Olaf Osten komprimierte Version des Praters, wo historische Persönlichkeiten auf Wiener:innen von heute treffen und nostalgische Szenen mit aktuellen Themen verbunden sind.

Wiener Prater: "Der Ort für alle"

Der Prater sei seit seiner Eröffnung im Jahr 1766 "ein Ort für alle", betonen die Kurator:innen Susanne Winkler und Werner Michael Schwarz. Und das sei, besonders damals, eine sehr besondere Aussage gewesen. Denn einen Platz, wo sich die Gesellschaftsschichten so sehr vermischen, hatte es davor in der Stadt nicht gegeben. Und obwohl sich im Archiv des Wien Museums über eine Million Objekte und Kunstwerke befinden, musste sich das Duo für die Ausstellung im Prater für eine Auswahl entscheiden, die nun die rund 200 Quadratmeter große Fläche des Hauses bestückt.

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Weil es sich beim Prater an erster Stelle um einen Ort der Erholung und des lustvollen Staunens handelt, werden die Besucher:innen gleich anfangs von einer riesigen Neonleuchte herangewunken: "Kommen Sie! Schauen Sie". Und das ist nicht das einzige überdimensionale Objekt: Das Zentrum des Museums bildet eine sich drehende Fortuna-Statue aus einem der Ringelspiele. Zu sehen sind auch der berühmte "Watschenmann", eine aus Wachs gegossene, liegende Venus und wilde Tiere (manche ausgestopft, andere künstlich nachgebaut).

Welch tiefen Spuren der Prater im kulturellen Gedächtnis der Stadt hinterlassen hat, zeige sich auch in Literatur, Musik und Film. In einem kleinen, integrierten Kino bekommen Besucher:innen daher ein Best-Of aus alten und neuen Filmen zu sehen, die den Vergnügungsort zeigen. Zudem ist die Ausstellung gespickt mit Zitaten von Autor:innen, die ihr Werk mitunter dem Prater gewidmet haben.

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Schattenseiten der Geschichte

Die Dauerausstellung diene aber nicht nur der Unterhaltung, man soll sich beim Besuch mit allen historischen Facetten auseinandersetzen auch den Schattenseiten: Im Prater gab es einst etwa allerhand Tierschauen (Flohzirkus, Hundezirkus, Affenzirkus …), die heute natürlich als Tierquälerei gelten würden. Und auch Menschen, die von der mitteleuropäischen "Norm" abwichen –  sei es aufgrund körperlicher Merkmale oder Ethnie – wurden zeitweise als Objekte zur Schau gestellt.

Die NS-Zeit hinterließ ebenfalls tiefe Spuren, jüdische Unternehmer:innen wurden beraubt, vertrieben und ermordet. Auch Geschäftsleute aus dem Prater profitierten davon. Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs fiel ein Großteil des Wurstelpraters zudem einem Brand zum Opfer.

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Technologische Innovation: Gestern und heute

Im 19. Jahrhundert fanden neue technologische Errungenschaften wie Dampfmaschinen, Fahrräder und elektrisches Licht ihren Platz in den Attraktionen des Vergnügungsparks. Das Pratermuseum ist passenderweise das erste öffentliche Gebäude Wiens in Holzbautechnik. Dies ermöglicht einen Betrieb mit niedrigen Energiekosten und CO₂-Werten. Und das hätte auch den früheren Schausteller:innen sicherlich gut gefallen.

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Pratermuseum – Infos für Besucher:innen:

  • Adresse: Prater 92, Straße des Ersten Mai, 1020 Wien
  • Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag, 11:00–18:00. Geschlossen: 01.01., 01.05 und 25.12
  • Eintritt: € 8,00 / ermäßigt € 6,00. Freier Eintritt für alle unter 19 Jahren und jeden ersten Sonntag im Monat

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