Das Rabenhof Theater erklärt sich augenzwinkernd zum "Kurtheater"

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Theater Wien

Wiener Rabenhof startet in die neue Saison als "Kurtheater"

Die Bühne, die sich im Winter in einem satirischen Protest gegen die Theaterschließungen in das "Ski-Resort Erdberger Alpen" umbenannt hatte, wolle die durch die Absage der Festspiele Reichenau entstandene Lücke schließen, erklärt Leiter Thomas Gratzer mit einem Augenzwinkern. Das erste Kurkonzert findet bereits an diesem Sonntag statt.

Man könne dank eines Entgegenkommens von Wiener Wohnen den Hof vor dem Theater für gelegentliche Konzerte nutzen, so Gratzer im Gespräch mit der APA. Im Herbst wolle man fünf bis sieben Termine anbieten, "mehr oder weniger als Geschenk an die Rabenhof-Bewohner und unser Stammpublikum". Kultur solle schließlich heilende Wirkung haben. Bei Schlechtwetter übersiedle man einfach in den Saal, "so wie beim 'Jedermann'".

Das erste Kurkonzert mit dem "Gemeindebau-Kur-Orchester unter der Leitung von Maestro Michael Mautner" am Sonntag um 11 Uhr findet jedoch nur für geladene Gäste statt. Auf dem Programm steht nämlich die Präsentation der Highlights der kommenden Saison, für die man ab Sonntag online Karten erwerben kann.

Comeback im "Sargnagel"-Film

Obwohl der Rabenhof derzeit förmlich gestürmt werde und seit der Wiedereröffnung "im Schachbrett" bei 92 Prozent Auslastung halte, sei die kommende Spielzeit sehr vorsichtig programmiert, sagt Gratzer.

Der Theaterleiter, der auf der Grazer Diagonale im "Sargnagel"-Film soeben nach 30-jähriger Leinwandabstinenz sein Comeback gefeiert hat ("Ich spiele einen Filmproduzenten, der einen Sargnagel-Film drehen will."), sei bei der notwendigen Eigendeckung von über 60 Prozent dazu angehalten, "immer extrem mit Augenmaß" zu planen. Sprich: Nur, wenn Publikumslieblinge wie Andreas Vitasek (spielt ab 17. September wieder "Der Herr Karl") oder Stermann & Grissemann für volles Haus sorgen, könne man Riskanteres ansetzen. Großproduktionen ("Das ist für uns schon alles mit mehr als vier Personen auf der Bühne.") sind daher auf übernächste Spielzeit verschoben.

Im neuen "Kurtheater" setzt man 2021/22 mehr denn je auf Jubiläen. Der 10. Todestag von Ludwig Hirsch wird ab 17. November mit einer Bühnen-Hommage begangen, die an ähnliche Abende zu André Heller und Georg Danzer anschließen soll. 50 Jahre "Rozznjogd" wird ab 22. September mit einer Neuinszenierung des Turrini-Klassikers durch Werner Sobotka mit Sophie Aujesky und Josef Ellers gefeiert.

"Das Stück hat noch immer eine irrsinnige Kraft und ist in Zeiten, in denen der Konsumwahn so in den Vordergrund getreten ist, wieder genau am Punkt", schwärmt Gratzer – und ergänzt, in Anspielung an den Regisseur, schmunzelnd: "Und nein, es ist doch kein Musical geworden." An die vielen Veranstaltungen zu 100 Jahre H.C. Artmann schließt man ab 19. Oktober mit dem Abend "Den Hut auf, oder es knallt" an.

Die Werner-Schwab-Tradition des Hauses führt eine Inszenierung von Peter Gruber mit Studierenden des Abschlussjahrgangs der Schauspielakademie Ott weiter: "Endlich tot, endlich keine Luft mehr" hat am 28. September Premiere. Im Oktober gibt es u.a. einen Austropop-Abend von Katharina Straßer ("Keine Angst!) und den Satire-Abend "Wählt uns!" von Journalist Michael Nikbakhsh und Autor Klaus Oppitz.

Weiters gibt es "Dolezal-Festwochen" (Gratzer), bei denen die beiden schon lange in der Warteschleife befindlichen Produktionen "Buh!" (mit Christoph Grissemann, ab 9. November) und das Solo "Herzensschlampereien" (Premiere: 29. Jänner 2022) endlich das Licht der Bühnenwelt erblicken. Die erfolgreichen Kinderstücke von Roman Freigaßner-Hauser werden mit "König Drosselbart" und "Klassik for Kids: Medea" fortgeführt. Gratzer: "'Medea' mit dem Kindsmord wird eine spannende Challenge."

Für den Herbst möchte er keine Prognose wagen. Bisher sei man jedenfalls vor allem Dank der Kurzarbeit halbwegs gut durch die Coronakrise gekommen, sagt der Theaterleiter, der jeden Tag sein Publikum begrüßt und ihm fürs Kommen und die Kooperationsbereitschaft bei den Anti-Covid-Maßnahmen dankt. "Ich nehme derzeit extreme Lust am Live-Erlebnis wahr. Man merkt: Die Leute wollen keinen Video-Scheiß mehr haben. In Wirklichkeit will das Publikum ein analoges Erlebnis wie damals das Geschichtenerzählen in der Höhle." Nachsatz: "Gut muss es halt sein."

(Karten für die Saison 2021/22 ab Sonntag online unter www.rabenhof.at)

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