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© Egon Schiele

Ausstellungen Österreich

Was kam nach Schiele? Neue Ausstellung in der Albertina modern

Generaldirektor Klaus Albrecht Schröder bezeichnete die Ausstellung, in der insgesamt 115 Werke aus den Beständen der Sammlungen der Albertina zu sehen sind, als Präludium für die Frühjahrsausstellung "Edvard Munch. Im Dialog" in der Albertina. "In beiden Fällen geht es um die wichtigen Meister der Klassischen Moderne als Kraftwerk und gleichzeitig Steinbruch für die Kunst unserer Zeit", so Schröder. Kuratorin Elisabeth Dutz setzt in der Schau "Schiele und die Folgen" nicht auf die direkte Gegenüberstellung einzelner Werke, sondern auf eine Reise durch die Jahrzehnte, die die Werke im Kontext ihres Urhebers zeigen. Den Anfang macht Schiele selbst, der sich bald von bildnerischen Traditionen löste und zu einer "theatralen Selbstinszenierung in Körpersprache, Gestik und Mimik kam", wie Dutz ausführte.

Beeindruckende Körpersprache bei Schiele

 

Auf dessen radikale "Entriegelung der Ästhetik des Schönen" habe Arnulf Rainer als "erster und intensivster" reagiert, erläuterte Schröder den starken Fokus auf die Arbeiten des mittlerweile 91-jährigen Künstlers. Ein ganzer Raum ist dabei "Face Farces" der späten 1960er Jahre gewidmet, auch die "Body Poses" demonstrieren - vor allem mit dem Eindruck der soeben betrachteten Schiele-Bilder - die starke Verwandtschaft der beiden Künstler. Auch in Rainers Arbeiten sei die "die Inkongruenz zwischen Körpersprache und mimischem Ausdruck entscheidend gewesen", erläuterte Schröder.

Als Gegenpol wiederum zeige man die Arbeiten von Maria Lassnig: "Hier geht es nicht um Selbstdarstellung, sondern um Selbstempfindung", so der Direktor mit Verweis auf die Lassnig-Arbeiten, die das breite Spektrum der 2014 verstorbenen Künstlerin abbilden. Besonders hervor sticht dabei eine Serie von Bleistiftzeichnungen mit dem Titel "The murder of ML" von 1973, in der storyboard-artig lediglich Reflexionen der im Bett liegenden Künstlerin auf einem zerbrochenen Spiegel zu sehen sind. Aber auch kraftvolle Aquarelle wie "Frau mit Vogel" oder das knallgelbe "Camera Cannibale" entfalten in der Gegenüberstellung mit Schiele eine weitere psychologische Facette.

Das Selbstporträt als Aktionismus

Vom Selbstporträt zur Selbstbemalung machte einst Günter Brus einen gewichtigen Schritt in der Kunstgeschichte, in der Schau finden sich dank der Essl Collection zahlreiche Beispiele. Apropos Aktionismus: Auch VALIE EXPORT fehlt nicht in der Reihe der radikalen Selbstporträts, aus der Familiensammlung Haselsteiner stammt ein Werk aus der "Body Sign Action" sowie der Film "Metanoia". Auch auf die "Aktionshose: Genitalpanik" oder "Smart Export" muss man nicht verzichten. Ihren Körper setzt Jahrzehnte später auch Elke Krystufek ins Zentrum, in ihren Selbstporträts richtet sie den Blick eindringlich auf den Betrachter.

Ein Sujet, das bei Egon Schiele nicht zuletzt aufgrund seines frühen Todes nicht zu finden ist, ist das Thema des alternden Ichs. Diese Facette des Selbstporträts kommt mit Arbeiten des US-Künstlers Jim Dine in die Ausstellung. Mit Erwin Wurm hat man dank einer Schenkung des Künstlers auch zahlreiche Zeichnungen und Aquarelle in der Sammlung, die den Künstler selbst zum Inhalt haben. Garniert wird die Serie mit dem für die Sammlung erworbenen großformatigen C-Print "Künstler des Jahres 2007", in dem sich Wurm mit einer Reihe von Bananen in eine "One Minute Sculpture" verwandelt.

Sich selbst thematisierte auch Karin Mack, die in der Schau mit den Foto-Serien "Bügeltraum" und "Zerstörung einer Illusion" vertreten ist, mit denen sie in den 1970ern die Rolle der Frau in der Gesellschaft und deren Handlungsweisen kritisch hinterfragte. Zu den wenigen internationalen Positionen der Schau zählt Cindy Sherman mit ihren verkleidungsintensiven Fotos, in denen Künstlerin und Modell verschmelzen. Für Georg Baselitz schließlich sei jedes Werk ein Selbstbildnis, wie es im Ausstellungstext heißt. Denn "alles, was du wahrnimmst, ist eine Reflexion deiner selbst", wie er sagt. Zu sehen sind etwa Arbeiten aus seiner Serie der Doppelporträts. So unterschiedlich die versammelten Positionen sind, so eindringlich wird der Bezug zu Schiele deutlich. Am Weg zurück zum Ausgang bietet sich dann noch einmal die Möglichkeit, auch Schieles Werke in neuem Licht zu betrachten.

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