© DavidHockney: George Lawson and Wayne Sleep,1972–1975

Ausstellungen Wien

Große Werkschau: David Hockney im Bank Austria Kunstforum

David Hockney feiert im Sommer seinen 85er. Kaum zu glauben, dass einem der einflussreichsten und experimentierfreudigsten bildenden Künstler der Gegenwart erst jetzt die erste große Ausstellung in Österreich gewidmet ist. Dafür bekommt man ihn ab Donnerstag im Bank Austria Kunstforum Hockney gleich in seiner ganzen Bandbreite serviert - von frühen Druckgrafiken über die berühmten "Pool Paintings" und Doppelporträts bis hin zu jüngeren Foto-, Video- und iPad-Arbeiten.

Zu sehen sind rund 125 Leihgaben aus sechs Dekaden, wobei ein Großteil davon aus der Londoner Tate Gallery stammt. Nicht zufällig nennt sich die Schau "David Hockey: Insights. Reflecting the Tate Collection". Bettina M. Busse, mit Veronika Rudorfer und Helen Little Teil des Kuratorinnenteams, bewirbt Hockney im APA-Gespräch als einen "Wahnsinnsklassiker". "Herausragend ist seine Offenheit, wie er mit der Kunstgeschichte umgeht. Er spielt meisterhaft mit den verschiedenen Genres, wobei es ihm schon darum geht, daraus etwas ganz Neues zu schaffen."

Begrüßt wird man gleich einmal mit einer kleinen Auswahl an "Pool Paintings", die einen den Winter kurz vergessen lassen. Glitzerndes Wasser kündet von der warmen Sonne Kaliforniens - früh schon ein Sehnsuchtsort und später Hockneys zweite Heimat. Zwei nackt badende Männer mit auffällig in Szene gesetztem Hinterteil ("Two Boys in a Pool") scheinen sich gerade am Beckenrand hochzustemmen. Hier thematisiert Hockney - wie in einer Reihe schon früherer und noch sehr abstrakt gehaltener Werke mit Titeln wie "Doll Boy" (1960) oder "Queen" (1961) - die eigene, damals noch verbotene Homosexualität.

Wie experimentierfreudig der Künstler mit Materialien umgeht, lässt sich anhand der Poolmotive ebenfalls ausmachen. So entstehen ab 1978 "Paper Pools", für die er gefärbte und gepresste Papiermasse verwendet. Im selben Raum wird außerdem der semidokumentarische Film "A Bigger Splash" - benannt nach dem Titel eines weiteren Poolgemäldes - aus dem Jahr 1973 gezeigt, in dem Hockneys Freund Jack Hazan den Künstler und sein Umfeld porträtiert.

Stilmix im Großformat

"Hockney wird manchmal vorgeworfen, er zeige nur die Schönheit und den sonnigen Part des Lebens", erklärt Kuratorin Busse. Doch so einfach sei das nicht. Vielmehr könne er komplexe Inhalte leicht zugänglich vermitteln. In seinen ebenfalls sehr bekannten Doppelporträts von Freunden oder seinen Eltern kombiniert er die klassischen Formalismen der Porträtmalerei mit psychologischer Analyse seiner Sujets. "Mr and Mrs Clark and Percy" (1970/71), angelehnt an Thomas Gainsboroughs Rokoko-Gemälde "Mr and Mrs Andrews" (1749), zitiert ein traditionelles Ehebild, allerdings mit vertauschten Rollen. Während der Mann mit Katze (Percy) am Schoß im Sessel kauert, dominiert die Frau mit in die Hüfte gestemmter Hand die Szenerie im Wohnzimmer des Paares.

Stilpluralismus findet sich bei Hockney zuhauf. Eine zum Sujet erhobene Teepackung ("Tea Painting in an Illusionistic Style", 1961) erinnert an Pop-Art, bei "An Image of Celia" (1981/86) oder einer dreiteiligen Lithografieserie von Beginn der 1990er-Jahre glaubt man ob der Multiperspektive vor einem Picasso zu stehen. Geradezu exemplarisch für die Lust am Stilmix kann man die frühe Arbeit "The First Marriage" bezeichnen - nicht zuletzt deshalb, weil Hockney dem Bild den programmatischen Zusatztitel "The Marriage of Styles I." gegeben hat.

Grafiken und Illustrationen

Neben den meist großformatigen Gemälden will das Kuratorinnentrio im Kunstforum den Fokus auch auf das grafische Werk Hockneys legen. So zeigt man die beiden wichtigsten Zyklen "A Rake's Progress" (1961-1963) und "Illustrations for Fourteen Poems from C. P. Cavafy" (1966). Das größte und zugleich jüngste Werk in der Ausstellung ist eine gigantische, durchaus selbstironische Fotografie aus 2017, die den Künstler selbst "In The Studio" zeigt. Wie eingeschüchtert, mit leicht eingezogenem Kopf steht Hockney in diesem hallenartig wirkenden Atelier - umgeben von zahlreichen eigenen Arbeiten.

Ab der Jahrtausendwende hat sich der Brite vermehrt der Landschaft zugewandt und dafür einmal mehr neue technische Mittel ausprobiert. So ist auf 18 parallel geschalteten Bildschirmen seine aus 2011 stammende Videoinstallation "Seven Yorkshire Landscapes" zu sehen, für die Hockney mit ebenso vielen Kameras Naturausschnitte abgefilmt hat. Und schon weit über 70, machte er auch vor mobilen Endgeräten als "Leinwand" nicht halt. Ebenfalls 2011 entstanden diverse iPad-Drawings - farbenfrohe Frühlingslandschaften, bei deren Entstehung man dank Animation zuschauen kann. "Er ist eben nie stehengeblieben", meint Kuratorin Busse. Die Ausstellung im Kunstforum ist ein eindrücklicher Beleg dafür.

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