Japan als Sinnbild des "Orient": Neue Ausstellung im MAK.

© MAK/Georg Mayer

Ausstellungen Wien

Japan und Ägypten als "Orient" in neuer MAK-Schau

Die Begeisterung war groß: "Der Vizekönig Ägyptens ließ im Zentrum der Wiener Weltausstellung eine Perle der orientalischen Architektur errichten", jubelte man 1873. Am 1. Mai jenes Jahres öffnete besagte Weltausstellung ihre Pforten in der Bundeshauptstadt, unter den 35 Ländern, die sich im Prater vorstellten, befanden sich auch Ägypten und Japan. Zum 150-Jahre-Jubiläum thematisiert das MAK nun mit "Wiener Weltausstellung 1873 revisited" die Darstellung des Orients als Konstrukt des 19. Jahrhunderts.

Ägypten und Japan, geografisch eigentlich in Nordafrika bzw. Ostasien gelegen, wurden nach damaligem Verständnis kulturgeografisch oft dem "Orient" zugeordnet. Und der war in der gehobenen Bürgerschicht Europas eine starke Modeerscheinung. Es sei ein "eurozentrischer Blick" auf diese Länder gewesen, erklärt MAK-Direktorin Lilli Hollein.

Diese europäische "Orientbegeisterung" fand auch Einzug in die angewandte Kunst, die Entstehung der MAK Sammlung ist eng mit der Wiener Weltausstellung verknüpft. Insbesondere Japan stellte sich 1873 mit vielen Kunstwerken vor, ein Teil davon ging als Schenkung an das k.k. Österreichische Museum für Kunst und Industrie, heute MAK.

Eindrücke aus der Ausstellung:

Japan und Ägypten als Sinnbilder des "Orients"

"Bei der Weltausstellung in Wien hat sich Japan zum allerersten Mal nach der Öffnung 1868 offiziell dem Westen als kultivierte Nation präsentiert", so Kuratorin Mio Wakita-Elis. Einige Stücke wurden in Japan extra für die Schau nach europäischem Geschmack angefertigt, bei anderen gezeigten Exponaten handelte es sich um Antiquitäten. Neben solchen Gegenständen findet man in "Wiener Weltausstellung 1873 revisited" historische Fotografien - etwa vom ägyptischen Pavillon, der damals zu den spektakulärsten auf dem Gelände zählte. Nicht fehlen darf da eine Kopie der Wandmalerei des Grabes des Fürsten Chnumhetep II.

Die MAK-Schau sei eine wahre "Schatztruhe". Ein Höhepunkt der Ausstellung ist etwa das "Arabische Zimmer". Der vom österreichisch-tschechischen Architekten Franz Schmoranz, mitverantwortlich für die Präsentation Ägyptens auf der Wiener Weltausstellung, entworfene Raum mit Elementen von der Expo 1873 war von 1883 bis 1931 dauerhaft im Museum für Kunst und Industrie eingerichtet und seither in seiner Gesamtheit für die Öffentlichkeit nicht mehr zugänglich. Das Zimmer wurde nun weitgehend rekonstruiert.

© MAK/Georg Mayer

"1873 revisited" geht einer Reihe spannender Frage nach: Etwa, von welchen Akteuren die Länderpräsentationen wie konzipiert wurden. Oder welche politischen und kulturellen Rahmenbedingungen das damalige Verständnis von Ästhetik prägten.

"Kaum eine Ausstellung hat sich bislang mit dem Stellenwert des 'Orients' im kunsthistorischen Kontext befasst", so Generaldirektorin Hollein. Das MAK verwahrt eine der wichtigsten Sammlungen zur Wiener Weltausstellung, wovon etwa 80 Prozent der für die aktuelle Ausstellung relevanten Objekte hierzulande noch nie gezeigt wurden.

"Wiener Weltausstellung 1873 revisited - Ägypten und Japan als Europas 'Orient'"

MAK, Stubenring 5, 1010 Wien

Zentraler Raum MAK Design Lab (Untergeschoß)

28. Juni bis 22. Oktober,

Dienstag 10-21 Uhr, Mittwoch bis Sonntag 10-18 Uhr

Mehr Infos.

Die Schau versucht, ein Verständnis für den starken Orientalismus im Europa des 19. Jahrhunderts zu vermitteln, als Länder wie Japan und Ägypten als exotisch, bewusst "fremd" und damit als letzter modischer Schrei galten. Nicht zuletzt war der "Orient" im damaligen Verständnis auch ein Symbol für fremdländische Erotik, die mit der dichotomischen Gegenüberstellung von "Orient" und "Okzident" einherging.

Die aus heutiger Sicht ungewöhnliche Auswahl der Länder sowie der Blick auf das „Innenleben“ der Orientbegeisterung bilden weitere Aspekte der Schau, die bis zum 22. Oktober zu sehen ist.

Hat dir der Artikel gefallen? Jetzt teilen!

Kommentare