Möbelmuseum Wien zeigt "Home Stories"-Ausstellung

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Ausstellungen Wien

Möbelmuseum Wien zeigt "Home Stories" von Loos bis Warhol

Gezeigt werden aber weniger Einblicke in die privaten Wohnwelten Prominenter, sondern stilbildende, gesamtheitliche Ansätze, die auch zeigen, wie sich die Veränderungen der vergangenen 100 Jahre im Wohnumfeld widergespiegelt haben.

"100 Jahre, 20 visionäre Interieurs" heißt die vom Vitra Design Museum in Weil am Rhein zusammengestellte Schau, die nach Gent nun bis Mai 2022 in Wien gastiert, im Untertitel. "Das Thema Wohnen geht jeden an", zeigte sich Jochen Eisenbrand, Kurator des Vitra Design Museums, bei der gestrigen Presseführung überzeugt. Früher habe man sich jedoch "wesentlich profunder mit dem Thema des Wohnens auseinandergesetzt". "Mit der Ausstellung wollen wir anregen, dies wieder zu tun."

Neue Schau im Möbelmuseum Wien

Die Ausstellung führt über zwei Etagen von der Gegenwart in die 1920er-Jahre zurück. Dabei gebe es jedoch "keine logische Entwicklung", sondern "immer wieder auch Sackgassen", so der Kurator. Besonders anschaulich zeigt sich das bei dem wohl größten Gegensatzpaar der Schau: Direkt neben einem schwülstig-kitschigen Himmelbett von Cecil Beaton, der sich für die Ausstattung seines "Ashcombe House" in den 1930er-Jahren von Theaterkulissen und Zirkusmanege inspirieren ließ, steht eine extra für diese Ausstellung vom Museum angekaufte "Frankfurter Küche" der Österreicherin Margarete Schütte-Lihotzky aus den 1920ern, ein Paradebeispiel für die Suche nach nüchternen, dem Menschen dienenden Wohnumgebungen, die sich an der Funktion und nicht an Äußerlichkeiten orientierte.

Andy Warhol und Co.

Abwechslungsreich ist die Ausstellung jedenfalls, was nicht nur an der Einbeziehung von filmischen Dokumenten wie Jacques Tatis "Mon Oncle" liegt. Die im Film vorkommenden Möbel seiner satirischen Auseinandersetzung mit modernem Wohn-Design tatsächlich ausgestellt zu sehen ist einer der Schmunzel-Momente der Schau, die auch mit Bild- und Filmdokumenten aus Andy Warhols legendärer Silver Factory oder einer Szene aus dem Spielfilm "Themroc" konfrontiert, in der Michel Piccoli seinen Wohnraum mit dem Vorschlaghammer vergrößert.

"Küchen-Debatte" und mehr

Die gleichzeitige Präsenz eines Ikea-Regals (Eisenbrand: "Es gibt nichts, was das globale Interieur so geprägt hat, wie Ikea.") und eines Verner-Panton-Interieurs, einer Adolf-Loos-Villa und der Wohnvisionen eines Bernard Rudofsky lässt jedoch manchmal den Eindruck der Beliebigkeit aufkommen. So findet sich die berühmte Villa Tugendhat in der Ausstellung ebenso wie die "Küchen-Debatte" zwischen Nixon und Chruschtschow, die sich 1959 auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges bei einer Ausstellung über die Stellung der Hausfrau in der Gesellschaft austauschten. Auch Finn Juhl, Charles und Ray Eames, die Innenarchitektin Elsie de Wolfe und Lina Bo Bardi sind in der Schau vertreten, in der sich zwar das "House of the Future" aus 1956 findet, die aktuelle Tiny House Bewegung jedoch unberücksichtigt bleibt. Sehenswert ist die Ausstellung dennoch. Schon alleine als Anstoß der Reflexion über die eigenen vier Wände.

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