© Lisa Rastl

Ausstellungen Wien

Das Leopold Museum zeigt AutorInnen-Porträts in neuer Ausstellung

Das Leopold Museum wird bis 29. August zum großen Literaten-Treffpunkt. Dafür verantwortlich ist keine Änderung in der Programmatik des auf bildende Kunst spezialisierten Hauses, sondern eine Schenkung des ehemaligen Galeristen und Sammlers Helmut Klewan, der rund 350 seiner 600 im Laufe von Jahrzehnten zusammengetragenen Porträts von Autoren und Autorinnen dem Museum geschenkt hat. Ein Großteil wird ab Freitag in der Ausstellung "Der Blick aus dem Rahmen" gezeigt.

Helmut Klewan (Jahrgang 1943) betrieb 1970-1986 eine Galerie in Wien, 1978-1999 eine in München. "Rudolf Leopold war einer seiner besten Kunden", erinnerte Museumsdirektor Hans-Peter Wipplinger an den legendären Sammler und Museumsgründer. Auch Klewan war ein passionierter Sammler. So nennt er große Bestände von Alberto Giacometti und Maria Lassnig sein eigen. Jüngst profitierten die Albertina (die 118 Künstlerporträts des Fotografen Franz Hubmann bekam) und das Freud Museum (wo derzeit rund 100 Gemälde und Skulpturen aus seiner Sammlung ausgestellt sind) von Klewans Großzügigkeit. Die Bildnisse von Poeten und Poetinnen erhielt nun nicht etwa das Literaturmuseum, sondern das Leopold Museum.

Eine Ausstellung, die "fröhlich machen soll"

"Es war eine Riesen-Freude", erzählte der Autor Stefan Kutzenberger bei der heutigen Presseführung von der Einladung, die Ausstellung als Kurator zu planen und von dem Ortstermin in der Münchner Wohnung Klewans, in der jeder Quadratzentimeter der Wände (Wipplinger: "Auch in den Sanitärräumen!") mit Bildern zugepflastert wurde. "Der Begriff Horror Vacui muss für Klewan erfunden worden sein", scherzte der Museumschef. Statt einer dichten Petersburger Hängung entschied sich Kutzenberger für eine "Wolkenhängung", ließ rund ein Drittel der Schenkung im Depot und arrangierte 226 Werke nach geografischen Gesichtspunkten ("Die romanische Welt", "Der Norden", "Deutschland und die deutschsprachige Schweiz", "Österreich" etc.) in wolkigen Clustern, die durch Sichtlinien der Porträtierten "ein dichtes Netzwerk von Geist, Ideen und Fiktion" entstehen lassen sollen. "Die Ausstellung hat kein geringeres Ziel, als uns fröhlich zu machen und den Geist auf uns wirken zu lassen", so Kutzenberger, der kürzlich den Roman "Kilometer null", eine Achterbahnfahrt des unfreiwilligen Helden quer durch den südamerikanischen Kontinent, veröffentlicht hat.

Kippeffekt omnipräsent

Fast immer würde man beim Betrachten der Fotografien (allein Isolde Ohlbaum ist mit 22 Fotos vertreten), Zeichnungen und Radierungen mit einem Kippeffekt konfrontiert, erläuterte der Kurator: "Wenn Salvador Dalí den Schöpfer des unsterblichen Don Quijote zu Papier bringt, steht dann er oder Miguel de Cervantes im Mittelpunkt? Sagt Alfred Kubins Darstellung von Adalbert Stifter mehr über diesen oder doch über ihn selbst aus?" Bei Günter Grass und seinem eigenen "Selbstporträt mit Schnecke" funktioniert dieses Vexierbild freilich nicht.

Die Auswahl an Künstlerinnen und Künstlern, Schriftstellerinnen und Schriftstellern ist überbordend und reicht von Goethe, Schiller und Ibsen bis in die Nachkriegszeit und hat von Auguste Rodin über Ernst Ludwig Kirchner bis George Grosz und Pablo Picasso über Oskar Kokoschka bis Peter Sengl auch bei den Schöpfern der Werke große Namen zu bieten. Einziges Manko laut Kutzenberger: "Die Frauenquote ist ein bissel ein Problem."

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