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Kinder

Theater der Jugend: Ein Kind

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Es wird von vielen als sein zärtlichstes Buch empfunden: In »Ein Kind« lässt Thomas Bernhard, der große Sprachvirtuose, Autobiographie und Fiktion kunstvoll ineinander fließen. Ausgehend von einem zum Scheitern verurteilten Fluchtversuch des Achtjährigen mit einem Steyr Waffenrad aus seinem Elternhaus, entspinnt sich ein subjektives Panorama über Erwachsenwerden am Land, ganz so, als wollte der Autor das Kind von damals mit den Mitteln der Literatur nachwirkend beschützen. Die zentrale Rolle nimmt dabei die Beziehung zu seinem »wie nichts auf der Welt geliebten« Großvater, des weitgehend erfolglosen Schriftstellers Johannes Freumbichler ein, in dessen Nachfolge sich Bernhard später selbst empfinden sollte. Das Kind ist dabei der »Talentierteste, gleichzeitig der Unfähigste, was die Schule betrifft.« Selbstglorifizierung und der Mut zum Scheitern sind die Amplituden, zwischen welchen Bernhard das Spektrum (s)einer Kindheit in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts beschreibt.

»Der Keller«, von Bernhard im Untertitel als »Eine Entziehung« bezeichnet, ist die tragikomische Erzählung seines Schulabbruchs und des Antritts einer Lehrstelle des 16-Jährigen in der Lebensmittelhandlung des durch und durch musischen Karl Podlaha in der Salzburger Scherzhauserfeldsiedlung, bereits damals ein sozialer Brennpunkt, den Bernhard philosophisch zur Groteske und gleichsam zum Satyrstück innerhalb seiner autobiographischen Schriften erhöht. Variantenreich beschreibt er die Sinnsuche »in die entgegengesetzte Richtung« und offenbart ein Bild, in dem die Welt auf den »Guckkasten des eigenen Kopfes« zusammengeschrumpft ist.

Berührend und in ihrem Absolutheitsanspruch gleichsam skurril, sind diese Texte erstmals auf einer Bühne zu sehen.