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Theater

Figaro lässt sich scheiden

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Eine Komödie in drei Akten von Ödön von Horváth.

Mit Horváths selten gespieltem Stück, das über Solidarität und Menschlichkeit in einer aus den Angeln gehobenen Welt nachdenkt, schlagen wir einen reizvollen Bogen zu Mozarts Oper Le nozze di Figaro, die ebenfalls in dieser Spielzeit auf dem Programm steht.

Umsturz. Kanonendonner. Der tolle Tag ist vorbei: Graf Almaviva, seine Frau, ihre Zofe Susanne und Figaro taumeln aus ihrer am Vorabend der Revolution gerade noch heilen Welt mitten hinein in ein krisengeschütteltes Heute. Auf der Flucht aus der Heimat, wo die früheren Diener die neuen Herren sind, schaffen sie es gerade noch über die Grenze. Fremde, die sie nun sind, klammern sich die einen noch einmal verzweifelt an die Illusion von Größe und Stand, versuchen die anderen sich in bürgerlicher Lebensführung, freilich in der erstickenden Enge der Provinz. Scheitern müssen alle
vier – zwangsläufig: Graf und Gräfin stürzen aus dem kurzlebigen Idyll ab in bittere Armut, Figaro wandelt sich vom Klassenkämpfer von einst zum kleinkarierten Spießer, seine Ehe mit Susanne, die gegen den Stumpfsinn des »neuen Biedermeier« rebelliert, zerbricht.

Entwurzelt von Beaumarchais, Rossini und Mozart suchen die Figuren in Horváths bitterer Fortschreibung der beiden Figaro-Komödien Orte, die niemals mehr ihre sein können: »Ein Emigrant ist immer ein Hergelaufener …«, heißt es einmal im Stück, er hat nicht nur das Recht auf ein Zuhause verwirkt, sondern auch das Recht auf sein Menschsein: »Horváths eigentliche Kritik«, so Otto Pick angesichts der Prager Uraufführung 1937, »gilt dem Allgemeinmenschlichen, wie es sich auf politischem Gebiet in Umsturzepochen offenbart. Indem er in Erinnerung bringt, dass die Welt im Menschen anfängt, bekennt er sich auch zur Politik – zur Politik der Menschlichkeit.«