© Lukas Schaller / Belvedere, Wien

Im Blick: Georg Eisler

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10:00 - 18:00
Oberes Belvedere
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Alltag auf den Straßen Wiens, gewalttätige Ausschreitungen in Belfast, Trubel auf einem Bahnhof, Tanzende in einem Club  – für die Inhalte seiner Bilder ließ sich der Wiener Künstler Georg Eisler unmittelbar vom Leben inspirieren. Persönliche Tage- und Arbeitsbücher geben Aufschluss über sein Ringen, diese prägenden Eindrücke spontan und ungezwungen auf der Leinwand festzuhalten. Wie nachhaltig und intensiv ihm das gelang, zeigt diese Im Blick-Ausstellung im Oberen Belvedere.

Die Schau rückt die teils brisanten Themen der Bilder von Georg Eisler in den Fokus: Sie zeugen von der kritischen Auseinandersetzung des Künstlers mit dem Alltäglichen, dem Politischen und dem Sozialen. Unermüdlich arbeitete Eisler an einer pointierten Darstellungsweise, die bis heute fasziniert.

„Die Zwischenräume sichtbar zu machen, die perspektivischen, emotionellen und geistigen Zwischenräume von Figur zu Figur“ – so formulierte Eisler selbst im Jahr 1963 sein künstlerisches Anliegen. Trotzdem war es für ihn eine stete Herausforderung, das Sichtbare in eine unverwechselbare Bildsprache mit flotter und lockerer Pinselschrift zu übersetzen. Das zeigen seine persönlichen Niederschriften, die in den Jahren von 1962 bis 1997 entstanden sind – sie dienen dieser Im Blick-Ausstellung als Ausgangspunkt. Die Aufzeichnungen erlauben einen ungefilterten Blick auf den Arbeitsprozess und die Gedanken des Künstlers.

Im Zentrum von Eislers Werk steht immer wieder der Mensch: Die kritische Beschäftigung mit dessen Charakter und seinem Verhältnis zur Umwelt war Voraussetzung für die Wahl der Bildinhalte. Die Aktualität von Eislers eindringlichen Darstellungen ist bis heute ungebrochen.


Kuratiert von Kerstin Jesse.

Zum Künstler:
Georg Eisler wird am 20. April 1928 als einziger Sohn des bekannten Komponisten Hanns Eisler (1898–1962) und der Sängerin und Gesangspädagogin Charlotte Eisler (1894–1970) geboren. Als er sieben Jahre alt ist, lassen sich seine Eltern scheiden. 1936 Umzug mit seiner Mutter nach Moskau; 1938 nach der vereitelten Rückkehr nach Wien Aufenthalt in Prag; 1939 Flucht über Polen und Göteborg nach England ins Exil mit den Stationen Birmingham, Manchester und London. 1942 freundet er sich mit Erich Fried an. 1944 lernt er Oskar Kokoschka kennen und nimmt in der Londoner Foyle’s Art Gallery erstmals an einer Ausstellung zu österreichischer Kunst teil. Nach einer ersten Einzelausstellung im März 1946 in Manchester kehrt der 18-Jährige im September in das zerstörte Wien zurück. Besuch des Abendaktes von Herbert Boeckl und Bekanntschaft mit Alfred Hrdlicka, Rudolf Schönwald und Fritz Martinz. Diverse Nebenbeschäftigungen, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Intensive Auseinandersetzung mit der Malerei und Reisen unter anderem nach Italien, Holland, Frankreich, Deutschland und England. 1958 erste Einzelausstellung in Wien in der Galerie Wolfrum. Zusehends intensivere Ausstellungstätigkeit auch auf internationaler Ebene. 1964 erste Monografie über Eisler, verfasst von Erich Fried und Ernst Köller. 1965 Österreichischer Staatspreis für Malerei. 1966 Heirat mit der Juristin Alice Gerson (1930–2011). Von 1968 bis 1972 Präsident der Wiener Secession. Ab 1970 Lehrtätigkeit, unter anderem in den USA; in diesem Jahr publiziert Otto Breicha eine Monografie mit einem Werkverzeichnis. 1971 Preis der Stadt Wien für Malerei; 1974 Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst. 1982 Teilnahme an der Biennale in Venedig und Beginn einer langen Freundschaft mit dem französischen Fotografen Henri Cartier-Bresson. 1997 umfassende Retrospektive im Oberen Belvedere, die er mitgestaltet. Eisler stirbt am 15. Jänner 1998 an den Folgen eines Krebsleidens. Er erhält ein Ehrengrab der Stadt Wien.

 

Öffnungszeiten:
Dienstag bis Sonntag 10 bis 18 Uhr

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