© Nikola Hergovich

Theater

Laokoon: Keine Menschenseele

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Ein Mensch stirbt, aber seine Stimme bleibt am Leben. Nicht bloß als Tonaufnahme, die man abspielen kann, sondern als digitale Wiedergängerin, die sich in den Alltag einklinkt und sagt, was der Tote sagen würde, in einer Weise, die dem oder der Verstorbenen eigen war.

Was wie Science-Fiction klingt, wird durch Künstliche Intelligenz (KI) und riesige Ansammlungen persönlicher digitaler Daten Wirklichkeit. Die Gruppe Laokoon, bekannt für ihre künstlerischen und dokumentarischen Enthüllungen des Digitalen, hat jahrelang zu KI-generierten Stimmen recherchiert und sieht eine nahe Zukunft voraus, in der wir mit Stimmen von Toten genauso selbstverständlich sprechen wie mit denen von Lebenden. „Im Internet weiß niemand, dass du ein Hund bist“, hieß es vor einem Vierteljahrhundert in einem Cartoon. Gleiches könnte bald schon für die Toten gelten. Ihr Weiter-Plappern könnte aus dem Netz ein Zwischenreich der Lebenden und Toten machen. Oder eine Vorhölle, in der das Ewiggestrige nicht zum Schweigen gebracht werden kann. Wer sind die Menschen, die sich auch nach dem Tod Gehör verschaffen dürfen, während andere schon zu Lebzeiten zum Schweigen verdammt sind? Was, wenn Präsident*innen, die schon lebendig nur Lügen verbreitet haben, nun auch ihren eigenen Tod verleugnen können, mit ihren eigenen Stimmen? Oder wenn die Stimmen von Toten Geheimnisse ausplaudern, die ihre lebenden Besitzer*innen nie zu teilen bereit waren?

Die Grimme-preisgekrönte und Emmy®Awards-nominierte Gruppe Laokoon experimentiert in ihrer ersten Arbeit im Kasino des Burgtheaters mit künstlichen neuronalen Netzen und erzeugt eigene Stimmen, die keine Stimmbänder brauchen.