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Oliver Rathkolb: Der lange Schatten des Antisemitismus

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19:00 - 21:00
Secession Wien

Ein Vortrag zur unerforschten politischen Geschichte der Vereinigung bildender Künstler*innen Wiener Secession: Im Auftrag des Vorstands der Secession hat Oliver Rathkolb eine umfassende Aufarbeitung von Beständen des historischen Archivs der Secession vorgenommen. 

Auf der Basis eines bisher unüblichen Perspektivenwechsels werden die politischen Einstellungen zentraler Akteur*innen und Künstler*innen der Wiener Secession analysiert – von der Gründungsphase in der Habsburger Monarchie über die Erste Republik, die Dollfuß-Schuschnigg-Diktatur und das nationalsozialistische Terrorregime bis zu den Nachwirkungen in der frühen Zweiten Republik und während der Wiedererrichtung der Secession. Frauen werden vor allem im Rahmen der Ausstellungsanalysen berücksichtigt, da sie erst ab 1949 als Mitglieder aufgenommen wurden. Mit einer zeithistorischen Netzwerkanalyse können der Einfluss des Antisemitismus als negatives Kriterium für Ausstellungskuratierung, Vereinspolitik und Mitgliedschaften sowie die Folgewirkungen dieser rassistischen Einstellungen in den diversen Regimebrüchen bis in die Zweite Republik rekonstruiert werden. Erstmals wird in der Diskussion über politische Verhaltensweisen von Künstler*innen im Nationalsozialismus durch eine Langzeitanalyse mit Vor- und Nachgeschichte gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit und Antisemitismus eine wesentliche Vertiefung und Erweiterung der Analyse und Interpretation erreicht, die über die Jahre 1938–1945 hinausgeht und bis in die Endphase der Monarchie zurückreicht. Perspektivenwechsel und ein ausgedehnter Forschungszeitraum führen zu neuen und mehrfach unerwarteten Ergebnissen.