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Organisierte Flucht - Weiterleben im Exil. Wiener Psychoanalyse 1938 und danach

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Die Ausstellung zeichnet ab dem 12. November 2021 die Schicksale der – überwiegend jüdischen – Wiener Psychoanalytiker:innen nach, die Wien nach dem "Anschluss" verlassen mussten.

Der Großteil der Mitglieder und Kandidat:innen der Wiener Psychoanalytischen Vereinigung (WPV) konnte mithilfe der Bemühungen der internationalen psychoanalytischen Community flüchten. Eine Besonderheit dieser Flucht ist der Umstand, dass diese Emigration im Kollektiv organisiert wurde und bis auf wenige Ausnahmen gelang. Die so der Ermordung entkommenen Mitglieder leisteten in ihren neuen Heimatländern wesentliche Beiträge zur Weiterentwicklung und weltweiten Verbreitung der Psychoanalyse.

Die organisierte Flucht

In enger Rücksprache mit Anna Freud orchestrierte insbesondere der britische Psychoanalytiker Ernest Jones von London aus beherzt und hartnäckig die systematisch angelegte Rettungsaktion. Tatsächlich war es bis zum Frühjahr 1939 allen bedrohten Wiener Psychoanalytiker:innen gelungen, aus Wien zu fliehen. Sigmund Freud hatte die Stadt mitsamt seiner Familie am 4. Juni 1938 per Zug verlassen und ließ sich in London nieder, wo er im September 1939 verstarb. Von all den emigrierten WPV-Mitgliedern sollte kein einziges nach Ende des Krieges dauerhaft nach Wien zurückkehren.

Dokumente, Landkarten, Listen

Die Ausstellung macht die Fluchtrouten nachvollziehbar und zeigt die bürokratischen und organisatorischen Bemühungen mittels ausgewählter Biografien, Briefwechsel, historischer Dokumente und Landkarten. Das wichtigste Zeugnis dieser organisierten Fluchtbewegung ist eine 1938 von Ernest Jones angelegte Liste mit Namen und Anmerkungen. Audio- und Video-Interviews ermöglichen persönliche Einblicke.

Von historischen Einzelschicksalen zu heutigen Fluchtbewegungen

Ausgehend von ausgewählten Einzelschicksalen der geflüchteten Mitglieder wird die Entwicklung der Psychoanalyse im Exil und ihr Weiterleben in Wien mit der Wiedereröffnung der WPV 1946 beleuchtet. Die Ausstellung ermöglicht so einen differenzierten Blick auf nach wie vor aktuelle Fragestellungen zu Antisemitismus und Xenophobie ebenso wie auf heutige Flüchtlingsbewegungen.

Kuratiert wurde die Ausstellung von Daniela Finzi und Monika Pessler (Sigmund Freud Museum) in Kooperation mit der "Arbeitsgruppe zur Geschichte der Psychoanalyse" (Thomas Aichhorn, Georg Augusta, Eva Kohout, Roman Krivanek, Nadja Pakesch, Alix Paulus und Katharina Seifert), die von den beiden in Wien ansässigen Institutionen in der Internationalen Psychoanalytischen Vereinigung – Wiener Psychoanalytische Vereinigung (WPV) und Wiener Arbeitskreis für Psychoanalyse (WAP) – ins Leben gerufen wurde.